Lordmajestic
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29. Juni 2021 um 22:23 #216133
Spur der Steine (1966):
Eine Großbaustelle in der DDR in den 60ern: Was die Planung vermurkst, rücken der Brigadier und Zimmermann Hannes Balla (Manfred Krug) und seine Kumpels zurecht. Sie entführen schon mal einen Kieslaster, wenn die planmäßigen Lieferungen ausbleiben. Trotz ihrer respektlosen Art und ihrer unsozialistischen Methoden der Baumaterial Beschaffung fällt es der Bauleitung schwer die Brigade kritisieren, da ihre Arbeitsleistung nie zu wünschen übrig lässt.
Der Anarchie der Ballas sollen der neu eingesetzte Parteisekretär Werner Horrath (Eberhard Esche) und die junge Ingenieurin Kati Klee (Krystyna Stypulkowska) ein Ende bereiten.
Horrath will sich dem rüden Balla nicht kampflos unterwerfen und die Zustände auf der Baustelle wirklich verbessern. Wider Erwarten, und nicht ohne Klees Mithilfe, geht Balla auf den Vorschlag des Parteisekretärs ein und beginnt mit seiner Truppe nach dem kräftezehrenden Drei-Schichten-System zu arbeiten.
Aus dem gegenseitigen Respekt der beiden Männer wird bald Rivalität, als sich beide in Kati verlieben. Horrath kann ihr Herz gewinnen. Doch als sich Horrath nicht öffentlich zu seinem Verhältnis bekennt, hat das für alle Beteiligten weitreichende Konsequenzen.Der Film spielt in den Aufbaujahren der noch recht jungen DDR. Er offenbart ein wiedersprüchliches Gesellschaftssystem, welches den Einzelnen stets mit Doppelmoral und aufgedrängter Parteidisziplin bedroht. Er zeigt auch, das selbst parteitreue Kader ihre liebe Not haben die ihnen auferlegten Rollen und Aufgaben getreu der Partei zu erfüllen. Bei der abgehaltenen Parteisitzung die wegen der „unmoralischen Zustände“ auf dem Bau angesetzt wird, treten bei vielen Verantwortlichen verstärkt Gewissenskonflikte zu Tagen. Konflikte, die sich zwischen den von der Partei vorgegebenen und erwarteten Meinungen und Handlungen und dem eigenen individuellen Gewissen auftun.
Der Film schafft es gewohnte Rollenmuster stereotyp darzustellen und dann doch wieder innerhalb von Minuten in Frage
zustellen und teilweise auch einzureißen.So wird der von Manfred Krug dargestellte Hannes Balla als ein Kerl wie ein Baum, raubeinig, dickfellig und charakterfeste gezeichnet der jedoch im Laufe des Films für den Zuschauer eine Transformation darbietet die das zuvor gesehene und als unumstößlich war genommene komplett negiert. Hinter seiner prollige Art kommt ein einfühlsamer und verständnisvoller Charakter zum Vorschein.
Der von Eberhard Esche dargestellte Parteisekretär Werner Horrath ist ein verheirateter Familienvater der jedoch zu der Ingenieurin Kati ein sexuelles Verhältnis aufbaut. Als er sich im Zuge der bei Kati abzeichnenden Schwangerschaft nicht öffentlich zu seinem Verhältnis bekennt, hat das für alle Beteiligten weitreichende Konsequenzen.
Der Film hat mir dahingehend gut gefallen, da er in Bezug zur damaligen Zeit ein ehr kritisches Bild auf die gesellschaftlichen Verhältnisse wirft, ohne die vielleicht erwarteten parteihörigen Parolen (‚Vorwärts immer, rückwärts nimmer‘) vorzubeten. Man merkt schon, das die Macher des Films den
Sozialismus nicht angreifen, sondern ihn hinterfragen und nachhaltig verbessern wollten. Er erzählt so schlüssig und lebensnah von jener DDR zu Beginn der 1960er Jahre, von denen, die engagiert den Sozialismus aufbauen wollten, und jenen,
die dies parteibürokratisch verhinderten.7,5/10
22. Mai 2021 um 15:39 #215137DEFA-Jubiläum in der ARD-Mediathek:
Aus aktuellem Anlass des Jubiläums zur Gründung der DEFA vor 75 Jahren gibt es in den Mediatheken der ARD sowie der Dritten-Sender eine Auswahl von verschiedensten DEFA-Produktionen aus versch. Bereichen – natürlich kostenlos und damit
um so interessanter. :-D
Von Spielfilmen aus den Bereichen Gesellschaftsfilm, Märchenfilm, Kunstfilm, Western, Musik-/Unterhaltungsfilm und auch SiFi-Filmen gibt es eine Auswahl an historischen Kurzfilmen sowie Dokumentationen zum Thema „DEFA 75“.Bei den Spielfilmen sind einige enthalten, die so nur (sehr) kurz im Kino der DDR liefen – oder gar nicht. Da die
SED-Zensoren hier subversive Inhalte „erkannten“ und solche Filme knallhart in den Giftschrank schlossen – mit z.T.
entsprechend harten Folgen: Einige Künstler durften nicht mehr im DEFA-Studio arbeiten (was einem Berufsverbot gleich
kam), gesellschaftskritische Themen galten in den folgenden Jahren als tabu. Einige dieser verbotenen Filme konnten
erst Jahrzehnte später, durch glückliche Umstände doch noch, ihre Kino-Premiere feiern.
Zu diesen Filmen aus dem Giftschrank zählen z.B. „Spur der Steine“, „Jahrgang ’45“ oder „Hände hoch oder ich schieße“.
Weitere in der Mediathek verfügbaren und deutlich bekanntere Filme sind z.B. „Die Legende von Paul und Paula“, „Goya“,
„Der schweigende Stern“, „Heißer Sommer“ und „Sterne“.Bei den Kurzfilmen sind z.B. vorhanden „Gegner nach Maß“, „Krawall im Stall“, „Monument“ oder „Blinder Alarm“.
Zudem in der Mediathek verfügbar, sind eine Anzahl sehr guter Dokumentationen zum aktuellen Jubiläum, die versch.
Aspekte der Arbeit der Künstler sowie Verantwortlichen zeigen. Hervorzuheben sind hier z.B. „Hier dreht die DEFA!“
(über Drehorte in und um Berlin), „So klang die DEFA“ (Filmmusik aus Babelsberg) und „Utopia in Babelsberg – Science
Fiction aus der DDR“ (Science-Fiction-Filme ‚Made in DDR und Ostblockstaaten‘).Zu einigen der hier schon genannten Filmen werde ich in Zukunft das ein oder andere Review veröffentlichen um damit auch mal einen Hinweis auf das vielleicht nicht bei allen so präsente Filmgut der DDR zu lenken. ;-)
Unten folgen noch ein Paar Links zum aktuellen (kostenlosen) Angebot zum Thema DEFA 75 in den Mediatheken.
Link:
– https://www.rbb-online.de/fernsehen/b...
– https://www.ardmediathek.de/sendung/d... -
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