DerSchweiger
@derschweiger
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21. Mai 2019 um 22:27 #147864
So, letzte Woche habe ich mir auch mal ein paar Filme angeschaut
Angefangen in der Sneak mit:
JonathanJonathan und John sind Brüder. Das allein ist ja nichts Besonderes, doch beide Brüder teilen sich einen Körper. Tagsüber ist Jonathan wach und bestreitet den Lebensunterhalt der Brüder als Teilzeit-Architekt, nachts ist John unterwegs – der Tageszeit entsprechend eher im Partymodus.
Ein Timer hinter dem Ohr signalisiert den beiden Persönlichkeiten, wann es für sie an der Zeit ist, wahlweise einzuschlafen oder aufzuwachen.
Beide kommunizieren via Videobotschaft, berichten mit wem sie über was gesprochen haben, was sie gegessen haben und was noch einzukaufen sei… Wichtige Details eben, falls ein Bekannter Jonathans dann mal auf John treffen sollte.
Alles läuft gut, bis Jonathan von Johns Freundin erfährt. Wie darf das sein? Es gilt doch die eiserne Regel: Keine Freundinnen!
Ab hier wird die Nummer auch prompt kompliziert….„Jonathan“ ist ein nettes Filmchen, das irgendwie ganz gut in den Netflix Kosmos passen könnte – kaum Lächeln oder gute Laune, Trübsal bis zum Abwinken, hach…
Grundsätzlich ist die Thematik nicht uninteressant, ich kann mir gut vorstellen, dass es als Jugendbuch durchaus erfolgreich sein könnte (falls es nicht sogar so ist). Aber irgendwo läuft in der Umsetzung zum Film etwas falsch.
Sind die Dialoge via Video anfangs noch unfreiwillig komisch, so entzaubern sie durch ihr Nichtssagen bald jede Möglichkeit auf Atmosphäre. Dazu werden alle Ereignisse aus Sicht Jonathans gezeigt – John bekommen wir nur per Video zu Gesicht. Hier von einer Doppelrolle zu sprechen ist ja schon beinahe Hohn.
Konflikte, die durch die besonderen Umstände im Beruf und Privatleben entstehen, werden ebenso gefühlsarm runtergerattert wie die vermeintliche Liebesgeschichte um John´s Freundin.Der Film ist kein Käse, und man kann ihn sich durchaus anschauen. Wenn man dabei nicht mit den höchsten Ansprüchen herangeht, weiß er auch zu unterhalten. Für eine Sneak ok, besser noch für den Stream auf Prime oder ähnlichen Kanälen.
5/10
7. Mai 2019 um 19:33 #147628Quicksand
Irgendwie werde ich mit modernen Jugenddramen nicht warm (vielleicht auch, weil ich dieser „Zeit“ entwachsen bin), so geschehen mit „Tote Mädchen lügen nicht“ und nun mit der neuen Netlix-Serie, die (angeblich) für einigen Gesprächsstoff sorgte.
Maja wird von der Polizei in ihrem Klassenzimmer aufgegriffen. Um sie herum tote Menschen und Waffen. Die Lage der Dinge scheint klar, ein Amoklauf.
Doch wie kam es zu dem Massaker und wie konnte eine junge, dem Leben zugewandte und beliebte Person derart darin verwickelt werden?Tatsächlich sorgt die erste Folge noch für Spannung und macht Lust auf mehr – leider verpufft der Effekt rasch durch Rückblenden in die Zeit vor dem Anschlag. Liebe, ein enttäuschter und schlagfertiger („Schwieger“-)Vater, Drogen, Langeweile, Geld und Luxus bilden den Rahmen um die Sackgasse, in die sich Maja Schritt für Schritt hineinbegibt. Rassismus hier und da darf nicht fehlen, schließlich zeigt man das moderne Bild einer „weltoffenen“ Gesellschaft.
Den Umgang mit Maja halte ich für nachvollziehbar, den Weg dorthin vielleicht etwas weniger.
Schön zu sehen: Man arbeitet hier weniger effekthaschend wie in „Tote Mädchen“ und versucht, stets bodenständig zu bleiben – was allerdings auch einige sehr trockene und zähe Passagen zur Folge hat (und dann erscheinen selbst 6 Folgen als zu lang).
Dazu mangelt es erheblich an Sympathieträgern oder Figuren, mit denen man mitfiebert. Am Ende erhält man einen Urteilsspruch, der möglicherweise beim Zuschauer die meisten Emotionen auslöst (dazu dann auch die „Auflösung“ des Tatbestands).
Meiner Meinung nach hätte die Serie für Diskussion gesorgt, hätte man kein Urteil bekommen und würde die Wahrheit im Klassenzimmer nicht gezeigt gewesen. Die Fragen nach dem „Wer“ und „Warum“ verpuffen damit schnell.Vom verschenkten Potential mag ich mal gar nicht sprechen, aber warum dieser (am Ende) magere Inhalt auf 6 Folgen aufgeplustert wurde, ohne dabei den Gemütszustand Majas erklärbar zu machen, ist mir schleierhaft.
Dennoch: Schön, dass man mal darüber gesprochen hat (Und bitte lasst keine 2. Staffel kommen).
4,5/10
7. Mai 2019 um 18:56 #147627Lords of Chaos
Wenn man außer acht lässt das das alles nicht so geschehen ist, dann ist der Film wirklich Spitze….
Boah, wie oft habe ich in Bezug auf Lords of Chaos diesen Satz (o.ä.) gelesen???
Man, man, man.
1. Alle die diesen Satz geschrieben haben, waren zu dem Zeitpunkt noch nicht auf der Welt oder jünger als 10 Jahre.
2. Alle die diesen Satz geschrieben haben, haben diesen Satz auf Deutsch geschrieben, was wiederum darauf deutet das die Leute nicht aus Norwegen kommen.
3. Es ist immer noch ein Film.So. <noscript></noscript>
Jedenfalls ist der Film wirklich sehr sehenswert. Die Darsteller sind Spitze, die Inszenierung gut.
Dafür das Jonas Âkerlund vorher nur (Ja, ok, Spun und Horsemen sind auch Filme) Musikvideos drehte, sieht man dem Film nicht an. (Polar hat er erst danach gedreht!)Von mir gibt es jedenfalls 8 von 10 brennenden Kirchen
Oh…
P.S.
4. Die Tatsachen oder was davon als solche dargelegt bzw. bewiesen wurden, sind alle so im Film zu sehen bzw. beschrieben….daher ist dieser Quatschsatz am Anfang vollkommen ungerechtfertigt.Den Film habe ich nicht gesehen, und ins Kino zieht es mich auch nicht wirklich – obwohl die (wenn es nicht so traurig wäre) irrwitzige Geschichte um Mayhem gewisses Potential hat.
Da Menschen wie Charles Manson und Ted Bundy auch heute ihre „Anhänger“ haben, wundert es natürlich nicht, dass es auch „Fans“ von Euronymus und Varg gibt. Irgendwo hören Kindereien aber auf und münden im Irrsinn.
Den Trailer habe ich gesehen und bin verwundert, dass die etwas heiter angedeudete Grundstimmung (wir wollten nur Spaß und irre Musik – oder so ähnlich) sich mit der Thematik verbinden lässt. Bei Bands wie Mötley Crüe kann ich das nachvollziehen, hier stehe ich aber vor einem Rätsel.Kurz: Nach Deinen Worten gesellt sich neben meiner Skepsis tatsächlich Neugier. Und das Varg den Inhalt als Unwahr bezeichnet, könnte tatsächlich Indiz für die Wahrhaftigkeit dessen sein
P.S. Dass der ehemalige Drummer von Bathory (Akerlund) zu einer solchen Karriere imstande wäre, hätte damals vermutlich nicht mal er selbst erahnt
27. April 2019 um 01:21 #147351Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Ich habe einige Zeit mit mir gerungen, ob ich den Film im Kino schauen möchte oder nicht. Gründonnerstag habe ich mich dann doch dazu entschlossen, den Film in Augenschein zu nehmen.
Die Verfilmung von 1989 liegt auch für mich schon lange zurück, doch in der damaligen Wahrnehmung (verbunden damit, dass „Friedhof der Kuscheltiere“ mein erster Horror-Roman war) und in den Bildern, die seitdem mit dem Titel verknüpft sind, empfinde ich die Version als eine der besseren King-Verfilmungen.
Nun ist es scheinbar so, dass die Kinogänger nicht älter werden und man (warum auch immer) das Gefühl hat, alte Stoffe neu aufzulegen.
Das kann gelingen („Es“) oder auch in die Hose gehen („Carrie“, TV-Adaption von „Shining“).Über die Story an sich muss man wohl nicht viel zu erzählen. Die anfangs genutzten erzählerischen Freiheiten und Mitnahme des Themas ins „Heute“ sind für mich völlig in Ordnung.
Bis auf wenige Ausnahmen verzichtet man hier auf Jump-Scares, was ich sehr begrüße, doch aus irgendeinem Grund konnte mich die Fassung zu keiner Sekunde abholen.
Der Film erzählt eine Geschichte, er füllt sie aber nicht mit Leben. Zumindest empfinde ich es so. Die Charaktere bleiben allesamt blass, ihre Motive ähneln stark derer aus 1989, lassen sich so aber nie richtig nachempfinden.Ich möchte eigentlich den Film mögen, aber wenn man über die schauspielerische Leistung der 89er schimpft, kann man diese hier nicht verherrlichen. Nicht falsch verstehen, die ist hier nicht schlecht, aber auch nicht aufsehenerregend. Anders als das „Alternative“ Ende, was möglicherweise gut zum Zeitgeist passt und den Zuschauer ähnlich ohrfeigen möchte wie das Ende von „Der Nebel“. Nicht schlecht soweit, aber auch nichts im Vergleich zum verletzlichen Ende der Altfassung.
Früher war nicht alles besser, aber möglicherweise wurden Geschichten anders erzählt. So geschehen auch mit „Friedhof der Kuscheltiere“. Das mag gefallen, oder auch nicht. (Bestimmt gibt es viele Zuschauer, die die Neuverfilmung von „Ben Hur“ besser als das Original empfinden und sich auf ein Remake von „Cleopatra“ freuen).
Mir persönlich erscheint es, als habe man das Tape des 89er Films in „Saurer Erde“ vergraben und wir betrachten nun den heimgesuchten Korpus der auferstandenen Fassung.(Möglicherweise) Ungeachtet meiner „Kult-Sicht“ auf die Vorlage ein eher durschnittlicher Streifen.
5/10
27. April 2019 um 00:35 #147349Verachtung
Die Sneak machte es möglich, dass ich nun die 4. Verfilmung des dänischen Ermittlerteams nach einer Romanvorlage von Adler-Olsen sehen konnte. Die drei Vorgänger habe ich nicht gesehen.
Macht es den Sehgenuss nun geringer?
Möglich, schließlich präsentiert man hier um den mürrischen Ermittler Carl Morck ein gewachsenes Team, das augenscheinlich auch schon einiges gemeinsam erlebt haben dürfte.
Nun steht Assad, langjähriger Kollege und Beinahefreund von Carl vor einer Versetzung. Die Stimmung könnte kaum schlechter sein – ein neuer Fall zeigt hierbei die Verbundenheit, aber auch die Brüche des Teams.In einer Kopenhagener Wohnung werden in einem versteckten Zimmer drei mumifizierte Leichen gefunden. Drapiert um einen Esstisch sind ihre Genitalien als letzte Speisung angerichtet.
Die Spuren führen in die Vergangenheit – in eine Zuchtanstalt für junge Frauen auf einer dänischen Insel, wo man den vermeintlich gesellschaftlich entrückten Mädchen mit zuweilen drastischen und entwürdigenden Methoden Sitte und Anstand zuteil werden lassen möchte.
Doch welche Rolle spielt dabei der heute hoch geachtete Arzt Wad?Gearbeitet wird hier mit zwei Zeitebenen, die allerdings schon früh keine Fragen mehr aufwerfen sondern recht bald erkennen lassen, wohin der Hase laufen wird. Das, den Plot überspannende, Thema der Rassenhygiene gerät dabei jedoch nicht so sehr in den Vordergrund wie das tragische Schicksal einer in der Sittenanstalt inhaftierten Frauen.
Das ist völlig ok, dabei stören aber die mahnenden Zitate zum Ende doch ein wenig.Das der Film ein Krimi im klassischen Sinne ist und kein Thriller, merkt man an vielen Ecken und Enden. Es gibt keine dramatischen Verfolgungsjagden, keine lebensbedrohlichen (und sinnfreien) Stunts, Motiv und Täter sind recht früh erkennbar und auch die „Fahndung“ nach den Übeltäter(n) geschieht im überschaubaren Tempo.
Im Mittelpunkt steht Ermittler Carl, der mit den Geistern seinerselbst und seiner Vergangenheit zu kämpfen hat.In seiner Umsetzung hat der Film durchaus Luft nach oben. Einige Szenenbilder erscheinen mir unnötig, mögliche Spannungspunkte werden in wenigen Minuten dahergehetzt und die Darstellung der zweiten Zeitebene in der Vergangenheit ist angesichts der Enthüllung zu Beginn des Films eher ermüdend als spannungsfördernd.
Und doch hat mir „Verachtung“ gut gefallen. Einige Bilder wurden schön eingefangen, andere Momente gut erzählt.
Kenner der Romanvorlage werden möglicherweise nur den groben Plot wiedererkennen (soweit ich nachlesen konnte, fehlt ein ganzer Erzählstrang, ein Kernthema des Buchs wird im Film eher gestreift und zudem wird auf der Leinwand ein neuer Nebenplot eingeführt, der im Buch nicht vorkommt). Nichts Weltbewegendes möglicherweise, denn der Film funktioniert im Kern der Dinge ja auch so.
Mir gefällt die Figur des Carl Morck recht gut, das Motiv des Films ist ein Gutes und einige Schwächen in der Umsetzung verzeihe ich gerne, wenn ich Ermittler sehen darf, die höchstpersönliche Schwächen haben und denen es auch ohne Superkräfte und Sprüngen aus fahrenden Autos, Zügen, Flugzeugen gelingt, einen Fall zu lösen.Eigentlich 4,5 – 5/10, tatsächlich fühlt es sich bei mir jedoch noch 5,5/10 an
12. April 2019 um 21:57 #147063Ein letzter Job
Brian (Michael Caine) ist ein „pensionierter“ Meisterdieb, der seiner todkranken Frau verspricht, seinen Lebensabend gesetzestreu zu verbringen.
Nach ihrem Tod überkommt ihn jedoch nicht nur Trauer, sondern auch Langeweile. Da kommt die Zufallsbekanntschaft Basil gerade recht. Denn dieser besitzt einen Schlüssel zu einem der teuersten Juwelierläden in London. Über die Osterfeiertage ließe sich der Safe unbemerkt knacken. So der Plan, den Brian mit seinen ehemaligen Weggefährten (alle mehr oder weniger gut gealtert) in die Tat umsetzen möchte.
Gelernt ist gelernt, und so machen sich die Rentner an die Arbeit zu ihrem letzten Job…Der Film basiert auf den Diamentenraub aus 2015 und stellt zudem die zweite Verfilmung des Themas dar. Wer die Oceans 11,12,13,8 … oder so ähnlich kennt, wird hier keine neuen Erkenntnisse gewinnen können. Vielmehr spielt der Film das Tempo der gealterten Verbrecher wieder, die neben häufigen Harndrang auch noch andere Wehwechen plagen und die Dinge naturgemäß nicht mehr so schnell angehen können, wie einst.
Außerdem wird man das Gefühl nicht los, dass die Herren keine Rollen spielen, sondern entsprechend ihres Alters wohlfühlend durch das Set spazieren.
Anders als in vielen Kritiken zum Film finde ich das aber nicht schlecht. Michael Caine besitzt eine Präsenz, in der auch wenig Mimik guten Erfolg verspricht. Seine Mitstreiter erwecken ebenfalls einige Sympathien.Ob nun das fehlende Tempo der Oceans, der Mangel am deftigen Fluchen oder Zurschaustellen von sonstigen Gangsterattitüden tatsächlich derart schlecht sein soll, kann ich nicht völlig verstehen.
Sicher ist der Film kein Brüller, setzt zudem wenig Situationskomik ein (die insbesondere in der ersten Hälfte inhaltlich gegeben ist) und erzählt auch die Geschichte nach dem Raub („Uh—laaaaaangweilig“).
Wer sich also bei den dauernd coolen Sprüchen der Oceans-Diebe wohlfühlt, wird hier einige Probleme bekommen.Mir gefällt diese Machart aber etwas besser. Das der Film in dem Tempo endet, wie er begonnen hat, ist schlüssig. Nun lässt sich „Ein letzter Job“ aber auch schwer einordnen. Für einen Gangsterfilm zu wenig ruppig, für eine Komödie zu wenig Humor, für ein Drama zu wenig Charaktertiefe.
Er bleibt aber ein netter Film, den man sich mal Freitag Abends im Stream geben kann.
4,5/106. April 2019 um 15:38 #146884Im Netz der Versuchung
Achtung: Zuweilen mit unkonkreten Spoilern!
Barker ist ein Bootskapitän auf der Insel Plymouth und fährt zahlende Touristen zu Thunfischgebieten, wo diese den großen Fang versuchen. Er selbst ist angetrieben, DEN Thunfisch zu fangen – ein Riese, Bootsgroß und stark wie ein Hai. Seine Bessesenheit von dem Fisch ist so groß, dass er damit sogar zahlungskräftige Gäste verprellt und lieber ohne Cash in der Tasche zurückfährt. Ist aber auch scheinbar nicht schlimm, denn sein Kabuff (Container mit Meerblick) dürfte nicht viel Miete veranschlagen und falls er dann doch die eine oder andere Rechnung in der Bar begleichen muss, steht er der wohlhabenden, attraktiven und ihm zugewandten Constance seinen Mann und verdient sich dadurch das entgangene Gehalt.
Jeder Tag bietet die selbe Routine, bis plötzlich Barkers Ex-Frau Karen am Pier steht und ein unmoralisches Angebot macht. Ab hier ist nichts mehr, wie es einmal war.Ei der Daus! Matthew McConaughey als vermeintliches Raubein, das dem Alkohol mehr zugewandt scheint als sich selbst. Aber keine Sorge – so arg wie im „Beach Bunch“ ist es glücklicherweise nicht.
Dazu Anne Hathaway, Diane Lane, und Jason Clark… eigentlich kann in diesem Affairen-thriller nicht viel schief gehen, oder?
Da erscheint jedoch ein nicht unerhebliches Problem. Ein Thriller (ob Ehe, Affaire oder sonstwas) ist es nicht wirklich. Irgendwie erscheint der Plot vielmehr einer Idee aus der Twilight Zone entsprungen zu sein.
Freunde der übernatürlichen Unterhaltung dürften aufgrund des enthüllten Plots („Oha“) nicht zwingend überrascht sein. Wer jedoch einen modernen Thriller mit komödiantischer Note erwartet, der dürfte nach etwa der Hälfte des Films seine Sieben Sachen Packen und gehen.Zwar möchte man Steven Knight als Regisseur loben, einen nicht alltäglichen Plot ins Kino gebracht zu haben, aber leider fehlt hier Vieles um die eingebauten Twists als wirkungsvoll empfinden zu können.
In Sachen Cast ist das schon durchaus ok, ob dieses Overacting (insbesondere Hathaway!!), karikatierte Figurenzeichnungen (Vertreter für Angelbedarf, Barmann, Fischer in Bar, etc.) dabei aber behilflich sein sollte, einen „anderen“ Film zu drehen?
Es ist schade, dass der Film schon in den ersten Minuten offensichtlich macht, dass wahlweise hier nicht zu ernst herangegangen werden sollte oder eben dass die Dinge nicht ganz so natürlich sind, wie sie sein könnten.Ungeachtet dieser Baustelle gibt es zahlreiche Ungereimtheiten und Fragestellungen für die Figuren, die nicht oder nur unzureichend behandelt werden. Ist der Zuschauer also zeitgleich mit Barker mit der großen Wahrheit konfrontiert… ach, schade.
Das Finale ist folgerichtig und dennoch irgendwie falsch.
Man möchte die Macher für eine mutige Idee loben, aber wird dann doch enttäuscht zurückziehen, nachdem man das Ergebnis gesehen hat.
Beinahe jede Folge der Twilight Zone macht es besser! Und das schon vor 60 Jahren. (By the way: der Reboot auf Netflix macht mich neugierig. Hoffentlich werden die alten Motive nicht bloß ins Moderne übertragen… und hoffentlich begibt man sich nicht auf „Black Mirror“ Niveau.)„Im Netz der Versuchung“ ist zwar keine große Niete und weiß zuweilen zu unterhalten, aber wenn sich McConaughey und Hathaway über das (fehlende) Marketing zum Film beschweren, sollten sie zuallererst ihre Rollenwahl hinterfragen.
5/10
22. März 2019 um 22:32 #146594The Beach Bum
Mittwoch ist es zum zweiten Mal passiert: Ich habe im Kino einen Film vorzeitig verlassen.
Das erste Mal geschah bei „Early Man“ -> da hat mich der Kindergartenhumor um 1 Uhr Nachts nicht wirklich abholen können. Andere, teils miese Filme, habe ich dennoch zu Ende geschaut. Wenn man darüber reden möchte, sollte man schließlich wissen, was man so erzähltMoondog ist ein alternder Taugenichts, der vor Jahren als junger, provokanter Dichter großen Erfolg hatte. Er lebt im Dauerrausch (Drogen + Alkohol) im sonnigen Florida – liebt sich selbst am meisten und hat kein Problem damit, öffentliche Veranstaltungen mit Gedichten / Prosa über z.B. seinem Stuhlgang zu „bereichern“.
Seine Frau Minnie lebt derweil der City nahe in einer Villa mit Pool, Drogen und Snoop Dog als besten Freund + Affäre.
Moondog indes ist ebenfalls kein Kind von Traurigkeit: Täglich 3-4 Damen, das ist schon OK. Sex an öffentlichen Orten, etwa im Schnellimbiss um die Ecke oder auf einer Herrentoilette – alles cool, solange der Joint noch glimmt.
Als Minnies und Moondogs Tochter schließlich heiratet, begibt er sich in die Villa seiner Frau, um dort… ja, irgendwas will er wohl.
Der Abend endet tragisch und Moondog steht plötzlich mit leeren Taschen da. Einzige Chance wieder an das Vermögen zu kommen: Er veröffentlicht binnen eines Jahres das Buch, das er zeitlebens zu schreiben vorhatte.Harmony Korine ist wohl eine ziemlich große Nummer im Independent Genre. Ich kenne einzig „Kids“, für das er einst das Drehbuch schrieb. Der Film gehört zwar nicht zu meinen Lieblingen, aber er steht bei mir vor dem ähnlich ätzend provokanten „Trainspotting“ in der Hitliste.
Weitere Titel sagen mir so gar nichts, allerdings scheint er für provokante und sozialkritische Themen stets optische wie akkustische Leckerbissen herzustellen.„Beach Bum“ soll laut einigen Kritiken ebenso stark im Bild und Ton sein. Matthew McConaughey spielt den „liebenswerten“ Antihelden in bildgewaldiger Sprache und exzellentem Soundtrack.
Ja, kann ja alles sein. Aber wenn das hier modernes Arthouse ist, dann bin ich völlig raus aus dem Thema.Dabei hätte der Film tatsächlich die eine oder andere Emotion wecken können (außer Unverständnis bei mir). Solche Gestalten sieht man (zugegeben mit weit weniger Geld in der Hinterhand) wöchentlich im privaten TV, wenn deren Leben effekhascherisch in „Dokus“ zur Schau gestellt wird.
Was tatsächlich bemerkenswert an diesem Film ist: Moondog eckt nirgendwo an! Da wird eine alte Dame im Rollstuhl gegen die Wand gebrettert und man bekommt zu hören „Ja, so ist er eben – unser Moondog“.
Ein am Pier stehender Mann wird ins Wasser gestoßen – ja klar, ist cool so.
Moondog baut stoned und betrunken einen Unfall und darf im Krankenhaus weiter munter Männchen machen…Das taugt so nichts. Nach etwa 35 Minuten kommt so etwas wie situativer und Episodenhafter Inhalt in den Film. Macht ihn aber zu keiner Minute besser.
Nach dem Folgenarmen Ausbruch aus einer Entziehungsanstalt habe ich aufgegeben. Der Film ist Punk.
Nicht der etwas aussagen oder rebellieren wollende Punk, sondern der rotzende, vor sich hin kiffende und saufende Rotzbengel, der am Bahnhof in seinem Erbrochenem sitzt und die Passanten anpöpelt.
Geil?
Dann nix wie rein!Grelle Bilder, großartiger Soundtrack (letzter natürlich subjektiv wahrnehmbar) – was nützt das, wenn es einen Film begleitet, der keinerlei Aussagekraft besitzen möchte. Er will stören – und will er uns an etwas erinnern? Ich bin überfragt, möchte mich aber auch nicht weiter damit beschäftigen.
Und damit bin ich wohl als FilmNichtversteher geoutet0/10
15. März 2019 um 15:19 #146425Hereditary
Wieder ein moderner Grusler, der die Gemüter spaltet (war das seinerzeit bei „Shining“, „Exorzist“, „Omen“ auch so?)
Damit reiht er sich immerhin prima in jüngere Genre“Hits“ wie „The Witch“, „Get out“, „A quiet place“, „It comes at night“ u.a. ein – liest man sich vor dem Ansehen die Kritiken durch, ist man keinen Deut schlauer.
Da man auf Sky nicht zögert, den Film als (visuel) beeindruckensten Horrorfilm seit „Shining“ zu bezeichnen, steht dem Streaming ja nichts im Weg – andererseits: Gab es nach Shining keine lobenswerten Horrorfilme mehr??Eins muss man dem Film lassen: Er erfordert Sitzfleisch! Dazu hat man ständig das Gefühl, nichts verpassen zu dürfen um stets auf dem Laufenden zu bleiben. Es wird hier ein Puzzleteil fallengelassen, dann dort ein anderes präsentiert. Man erkennt an fortgeschrittener Stelle einen Hinweis, der zu Beginn des Films fallen gelassen wurde und plötzlich von großer Bedeutung scheint… und dann naht das Ende.
Ich kann verstehen, dass Menschen von diesem Film schwärmen. Atmosphäre, Bild, Ton, Szenenaufbau sind Top! Auch wird bald deutlich, dass man viel Zeit investiert hat, um das Drehbuch derart in Form zu bringen. Augenscheinlich passt hier eins auf das andere.
Allerdings wird auch viel Verwirrung gestiftet, das bewusste Kokettieren mit klassischen Bildern der Horrorgeschichte kommt gelegentlich als Mittel zum Zweck vor.
„Hereditary“ macht viel richtig, aber ähnlich wie bei „Badabook“ verstrich bei mir das Gefühl von angenehmer Erzählweise zur Langeweile. Sicher erscheint hier viel Drama, aber ich wurde leider nie mit in den Strudel der Verwirrungen und Emotionen mitgenommen. Das hat bei „The Witch“ sehr gut geklappt, bei den jüngeren Vertretern des „stillen“ Gruselns war mir das Zuschauen irgendwann zu anstrengend.
Sicher ist er kein Film für Zwischendurch oder für Horrorfans, die das Blut spritzen sehen wollen. Er ist gut, vielleicht empfinde ich ihn in zwei/drei Jahren auch als sehr gut, aber das Größte im Modernen Horror sehe ich darin nicht (wobei ich auch zugeben muss, vom „Modernen Horror“ generell nicht allzu begeistert zu sein).Etwas irritiert bin ich hinterher von den in Kritiken geforderten Oscars. Die Schauspielleistungen reichen von gut bis beeindruckend, aber letztlich blieb mir als Zuschauer stets das Gefühl, dass es Rollen sind, die dort präsentiert werden (und im Zusammenhang mit dem Paymon-Plot ist es auch nicht mehr). Wie gesagt, alles höchst subjektiv, da ich dem Thema/Genre heutzutage nicht mehr so viel abgewinnen kann, wie noch in jüngeren Jahren.
Der erste Schock zum Finale ebbt ab, wenn man den Film als die Geschichte um den Dämon Paymon betrachtet – dadurch werden die Zusammenhänge klar und wirkt in der Summe auch schlüssig. Allerdings sind dann einige Hinweise (Paymon-Symbol am Laternenpfosten) doch zu viel des Guten und verwässern das klare Bild ein wenig.
Sei es, wie es ist: Ein guter Film, der nach dem „Aha-Effekt“ am Ende vielleicht nochmal zum Anschauen einlädt. Die sehr vielen sehr guten Kritiken lassen ihn aber vielleicht etwas weniger positiv auf mich wirken, als er wirklich ist. Beeindruckenster Horrorfilm seit „Shining“? -> Ich muss mal schauen, was nach 1980 noch so alles auf den Markt kam
7,5/10
14. März 2019 um 16:51 #146408Aber eins muss man dem Film lassen, er setzt sich im Gedächtnis fest.
Das ist das Schlimme an solchen Filmen (ohne jedoch „Multiple Maniacs“ gesehen zu haben – allein Deine Inhaltsangabe lässt mich wissen, dass ich das Ding nicht anfassen werde) – Mir hat „A Serbian Film“ den Zahn gezogen und alles was annähernd in die Richtung kommt und womöglich als visualisierter politischen Protest (oder welcher Unsinn diesem Film die Daseinsberechtigung geben soll) gelobt wird, wird von mir liegen gelassen.
Davor war ich zutiefst betroffen von den „120 Tagen von Sodom“, aber der Serbian Film hat es in grausamer Weise noch getoppt. Selbst Jahre danach bin ich noch betroffen und zornig, wenn ich daran denke (und das werte ich nicht als Qualitätsmerkmal!)14. März 2019 um 16:43 #146407Das Apartement
Diesen Monat läuft mein MGM Probeabo aus und dadurch schaue ich mir jeden zweiten Abend einen Klassiker oder ein fast vergessenes Highlight (ja, manchmal ist Highlight auch schlicht Nostalgie) an.
Neulich war es „Das Apartement“ aus 1960.
Eine Kollegin von mir würde sagen: „Iiihh! Der ist alt und dem fehlt die Farbe! Sowas gucke ich nicht“ – da würde/wird sie ein ewiges Meisterwerk versäumen.C.C.Baxter ist Sachbearbeiter in einem Versicherungsunternehmen. Das liegt ihm gut, denn er mag Zahlen. In seiner Firma ist Baxter sehr beliebt, besitzt er doch ein großes und schönes Apartement in der City. Dieses überlässt er mehrmals die Woche einigen seiner Kollegen und Vorgesetzten (in der Hoffnung, dadurch einen schnellen beruflichen Aufstieg zu erreichen), damit sie dort ihren Affären frönen können.
Da Baxter selbst Single ist, kommt ihm das meist recht gelegen – bloß die kalten Nächte auf der Parkbank stören ein wenig. Allerdings hat er ein Auge auf die Fahrstuhlführerin Fran geworfen, die ihm gegenüber zwar höflich ist, ihm aber offenbart, dass sie bereits anderweidig vergeben ist.
Als der Personalchef Sheldrake von Baxters Apartement erfährt und sich ein heimliches Örtchen für seine Liebesstunden mit seiner Affäre „erkauft“, bekommt Baxter ungewollt Einblicke in Fran´s Liebesleben.Auch wenn es in diesem Film noch hübsche Frauen gibt, die im Fahrstuhl den Gästen die Knöpfe drücken, Schwarze Schuhputzer ins Büro zitiert werden und der Mann noch (fast) jederzeit Herr der Lage ist, so ist die Geschichte um den nach Liebe suchenden Baxter und der von der Liebe verlassenen Fran beinahe zeitlos.
Dabei ist gar nicht alles FriedefreudeEierkuchen und bis zum Ende kann man sich als Zuschauer nicht sicher sein, ob Baxter nicht doch ein Stück persönlichen Glücks abbekommen darf.Der Unvergessene Jack Lemmon trägt den Film mit einer melancholischen Freundlichkeit, dass es in einigen Szenen beinahe weh tut. Shirley MacLaine ist zuckersüß und wird in den stillen Szenen in Baxters Apartement großartig durch Licht und Kamera in Szene gesetzt!
Dazu noch Fred MacMurray, der als Sheldrake beinahe die gesamte Damenwelt seiner Etage zu seinen Liebschaften zählen durfte und dabei in seiner Rolle sehr gut aussieht.
Die Rollenverteilung der moralisch und unmoralisch handelnden Personen scheint auf dem ersten Blick klar erkennbar zu sein, doch sowohl Zeitgeist als auch feine Zwischentöne zeigen, dass das gar nicht so klar ist.
Baxter schließlich als moralisch Aufrechten zu sehen, wäre stark vereinfacht.
Dennoch ist es seine Figur, die am meisten menschelt. Auch wenn er in seinen Handlungen und Motiven immer wieder herumschlingert, so sind sie jederzeit nachvollziehbar.
Das, was mir hinterher beiahe am besten gefällt: Billy Wilder gelingt es in seiner tragischen Komödie, die Verlierer und moralisch unbedarften Figuren nicht bloßzustellen sondern den Blick auf den persönlichen Gewinn zu legen.Selbstredend lassen sich die Feinzeichnungen nicht in die heutige Zeit übertragen (Das Telefonat mit Sheldrake und seiner Geliebten, nachdem er von ihrem Selbstmordversuch erfahren hat, ist zum Brüllen), aber der Kern der Dinge existiert auch heute noch und ist beinahe gesellschaftlich etabliert.
Aber auch wenn man nicht zu tief in die moralische Ebene eintauchen möchte, ist der Film allerbeste Unterhaltung (allerdings durch seine Laufzeit nicht für „Zwischendurch“).
9/10
5. März 2019 um 20:24 #146235Castle Rock
Zufällig bin ich auf die Serie gestoßen und war allein aufgrund des Titels entzückt.
Castle Rock ist eine fiktive Stadt, die in einigen Romanen und Erzählungen von Stephen King Schauplatz des Geschehens ist.
Zu dieser Serie gibt es keine Romanvorlage, vielmehr trifft hier Alan Pangborn („Stark“ und „Needful Things“) auf Peronen, die zwar nicht dem Kingschen Kosmos entspringen, sich aber unzweifelhaft darin befinden könnten. Etwas weit hergeholt vielleicht noch die Figur der Jackie Torrance, die wohl die Nichte von Jack Torrance („Shining“) ist.Nach dem Selbstmord des Gefängnisdirektors aus Shawshank („Die Verurteilten“) will seine Nachfolgerin mal ordentlich aufräumen. Dabei stößt man in einem verlassenen Trakt des Gefängnisses einen eingekerkerten Gefangenen. Aus dem jungen Mann ist allerdings nicht mehr herauszuholen als die Worte „Henry Deaver“.
Henry ist Anwalt und ein Kind der Stadt. Aus „familiären“ Gründen musste er mit 11 Jahren den Ort verlassen, seine Rückkehr wird mit Argwohn betrachtet.
Zu Hause muss Henry feststellen, dass seine Adoptivmutter an Demenz leidet und ihr ehemaliger außereheliche Flirt Alan Pangborn eingezogen ist.Welche Verbindung aber besteht zwischen dem Namenlosen und Henry? Und welche Geheimnisse lauern im Städchen Castle Rock?
*Ab hier leichte Spoiler*
Das Gerüst aus netten Ideen, etwa das Integrieren von Charaktären und Schauplätzen aus Kingschen Werken und dazu die Besetzung von Bill Skarsgard („ES“) und Sissy Spacek („Carrie“) in tragenden Rollen der Serie mach Lust, die Serie zu starten.
Schnell aber die Ernüchterung – ist das lahm!!
Im Grunde macht man es ja durchaus richtig: Die Charaktäre werden gut eingeführt, man nimmt sich Zeit, die Gegebenheiten vorzustellen… aber irgendwie kommt dabei keinerlei Spannung auf.
Zwar möchte man erfahren, was es nun mit dem Kerl im Gefängnis auf sich hat, warum er einen Anwalt rufen lässt, mit dem er aber nicht reden möchte und inwiefern die Familiengeschichte der Deavers und der Wald zur Auflösung beitragen können… aber alles dreht sich im Kreis.
In einer Folge heißt es sinngemäß, dass die Zeit viele Wendungen nutze. Der Mann, der heute tot ist, ist in einer anderen Zeit(dimension?) am Leben.So wird im Grunde eine Geschichte aus der Vergangenheit bis zum Erbrechen aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Wahrheiten beleuchtet. Das dauert und dauert – dabei ist es nicht einfach, inmitten der Zeitsprünge den Überblick zu behalten und natürlich noch, aus welcher Sicht die Dinge wahrgenommen werden.
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass die Serie so strukturiert sei, wie ein Roman des King. Dort nimmt er sich auch viel Zeit für Einführungen, betrachtet mehrere Charakätre intensiv und stellt deren Intensionen vor um dann doch irgendwann auf einen Plot zuzusteuern.
Dieser Plot, oder der Moment, wo die Dinge richtig spannend werden, kommt hier nie richtig zum Vorschein.
Das Lesen eines Buches gleicht nicht dem Schauen einer Serie, das wird hier unmissverständlich klar.Zwar scheint man mit den agierenden Figuren (irgendwie mit Außnahme der Jackie Torrance – sie wird aber vermutlich für Staffel 2 eine höhere Bedeutung erfahren) viel richtig zu machen, aber alles eiert nur so vor sich hin.
Und wenn man glaubt, die Szene im Wald oder das Drama in der Familie schon zu Genüge gesehen zu haben – voila, vielleicht wollen wir es nochmal aus dieser Perspektive betrachten?Klar, die letzten Minuten der letzten Folge machen dabei auch deutlich, dass es so gewollt ist.
Das Ding hier ist durchaus zähe Kost, wird aber auch Viele finden, die es mögen. Im Grunde möchte ich es auch mögen, aber dafür hat mich die Serie zu wenig abholen können.
Bleibende Eindrücke: Eine großartige Sissy Spacek und das Gefühl, dass Bill Skarsgard ohne Clownsmaske noch gruseliger aussieht.
Von den großartigen Geschichten, die dieses Stadt hervorgebracht („Cujo“, „Dead Zone“, „Stark“, „Needful Things“) oder Pate gestanden hat („Das Spiel“, „Sara“, „Love“) ist hier leider insbesondere inhaltlich nichts zu sehen.
Für das, was da aufgelöst wurde, sind die 10 Episoden a 60 Minuten viel zu lang.Für die Erinnerungen und die Lust, nochmals ältere King Werke zu schauen / lesen bekommt es Bonuspunkte, aber eine Verbeugung an King wurde meiner Meinung nach in „Stranger Things“ deutlicher spürbar als in diesem angedeuteten Kniefall.
Ich glaube, selbst wenn ich alle Easter-Eggs erkannt hätte, würde ich kaum besser bewerten können.6/10
3. März 2019 um 20:39 #146203A quiet place
So, jetzt habe ich den Film also auch schauen können
Einer der Gruselfilme, die so viele positive wie negative Reaktionen hervorgerufen hat. Die Prämisse ist spannend, wenn auch nicht völlig neu (die Untoten aus diversen Filmen/Serien lassen grüßen). Aber neu muss es ja nicht immer sein, wenn man sich bemüht, eine Geschichte zu erzählen und nicht Effekt an Effekt klatschen zu wollen.
Zumindest in diesem Punkt gewinnt „a quiet place“. Es ist kein reines Schreck-an-Schreck Szenario und immer wieder wird eine fast bedächtige Erzählweise gewählt.Leider lassen sich hier auch einige Ungereimtheiten nicht verleugnen. Teils sind sie dem Genre geschuldet (die immer währende Frage: Woher kommen die Viecher, wie haben sie es geschafft, die Erde (oder unsere Seite der Dimension??) zu erreichen? etc. etc.), teils sind sie aber auch dem Drehbuch geschuldet. Letztere stören dann leider doch arg, aber die Darsteller (Emily Blunt leider nicht so sehr) reißen das Ruder mit starkem Spiel herum.
Hinten raus weiß ich leider nicht, was ich von dem Ganzen halten soll. Starke Bilder (die Monster nehme ich da mal aus), tolle Darsteller, ruhige Erzählweise und eine Bedrohung, die – zumindest in der ersten Filmhälfte – mehr zu spüren als zu sehen ist, hinterlassen einen guten Eindruck.
Dann hat der Film aber ein Ende, und das ist daneben – aber ein konsequentes Produkt der vorherigen „Fehler“. Dennoch will es mir nicht gefallen.Es bleibt im Grunde das Gefühl, einen guten Film gesehen zu haben, auf dem vermeidbare Schatten liegen.
6,5/10
28. Februar 2019 um 21:31 #146142Trautmann
– oder: Der Genickbruch zu Wembley1945 gerät Bernd Trautmann im Norden Englands in Kriegsgefangenschaft. Dekoriert mit dem Eisernen Kreuz wird er vom Kommandant des Gefangenenlagers besonders argwöhnisch beäugt.
Während der Gefangenschaft halten sich die „Krauts“ mit Fußball die Stimmung hoch. Zufällig entdeckt dort der Coach der örtlichen Fußballmannschaft das besondere Talent Trautmanns als Torwart – und um den drohenden Abstieg zu verhindern, soll der Gefangene das Ruder rumreißen.
Doch Trautmann möchte nicht nur Spiele gewinnen, sondern auch das Herz Margarets, die dummerweiße Tochter des Trainers und Freundin des Kapitäns der Mannschaft ist.Wer sich ein wenig mit Fußball auseinandergesetzt hat, dem wird der Name Trautmann als Ausnahmetorhüter und erster ausländischer „Spieler des Jahres“ in England ein Begriff sein.
Unvergessen seine Sprünge und Paraden – sowie ein noch nie da gewesenes Torwartspiel. „Unsterblich“ machte sich Trautmann im Pokalfinale 1956, als er sich während des Spiels das Genick brach und dennoch weiter spielte.Der Film fokusiert sich dabei aber weniger auf den Fußball an sich, sondern stellt vielmehr den Charakter Trautmann und seinem Streben nach Akzeptanz im traumatisierten Nachkriegsengland in den Fokus.
Das geschieht zum Glück nicht staubtrocken sondern auch mit einer Brise britischem Humor, der insbesondere durch die sich entwickelnde Nähe mit der Familie Friar entsteht.
Das Suchen nach Normalität und das Auseinandersetzen mit Vorurteilen und Ablehnung der englischen Bevölkerung sind ebenfalls Thema des Films – fühlen sich allerdings etwas abgeschwächt an.
Auch will man Trautmann vermutlich nicht alleine als hadernden Antisoldat zeigen – Aussagen wie „Ich habe doch nur meine Pflicht getan“ kommen verständlicherweise nicht sehr gut bei der örtlichen Bevölkerung an.Der Film hat erzählerisch gute Momente, wird im Grunde nicht langweilig (sofern man sich ein wenig für den Rasensport intessiert) und hat leider doch eine gravierende Schwäche.
Trautmann altert nicht.
Während den 10 Jahren, die im Film erzählt werden, bedarf es zwar keiner dramatischen Falten- und Glatzenbildung, aber am Beispiel der Margeret wird dieses Manko schnell deutlich. Schade, dafür hätte es doch sicher Möglichkeiten gegeben. Sicher, Kleider machen Leute – aber alleine das Wechseln der Gefangenenuniform mit einem edlen Parka macht den Protagonisten optisch nicht 10 Jahre älter.Als Biopic mit einigen künstlerischen Freiheiten (Kriegsverbrechen) weiß Trautmann zu gefallen. Wer sanft pöpeligen britischen Humor mag, darf ebenfalls mal einen Blick riskieren, selbst wenn die Sportschau nicht als wöchentlicher Pflichttermin eingetragen ist.
Harry Melling (aka Dudley Dursley aus Harry Potter) als übellaunigen Kommandant des Gefangenenlagers hatte ich nicht wieder erkannt Gut so, seine Rolle weiß allerdings mit einem dramaturgischen Kniff zum Ende aber tatsächlich zu gefallen.
7/10
24. Februar 2019 um 19:45 #145964Escape Room
6 Personen, die unterschiedlicher kaum sein können, begegnen sich aufgrund mysteriöser Einladungen in einem Escape Room. Tatsächlich aber haben sie alle etwas Gemeinsam, was sie in den Fokus unbekannter Escape Room Maker rücken ließ. Dem Gewinner erwarten 10.000 Dollar. Um das Geld geht es aber nicht sehr lange, denn schon bald keimt der Verdacht auf, dass die Escape Rooms nicht nur so tun, als seien sie gefährlich…
Mehr muss man nicht wissen, auch wenn der Film im letzten Drittel dann doch wichtiger und vielschichtiger erscheinen möchte, als er letztlich ist.
In seiner Struktur ähnelt „Escape Room“ „Cube“. Hier hat man sich aber allerhand Mühe beim Gestalten der verschiedenen Rooms gemacht. Während Room 1 noch relativ stimmig und mit einigen Rätseln versehen ist, geht man fortan über die Optik – wobei man sich schon fragen darf, wie solche Räume in einem alten Fabrikgebäude entstehen können und ob die zahlende Kundschaft im Darknet tatsächlich einen derart hohen finanziellen Aufwand erlauben kann.
Sei´s drum, wenn man sich darüber keine Gedanken macht, dann begegnet man Kandidaten, die nicht völlig dumm daher kommen und die verschiedenen Aufgaben auch relativ hopp lösen können.*Spoiler*
Kommen wir zur Auflösung kann man sagen, dass der letzte Twist und einladende Wink zur Fortsetzung arg blöd ist. Twist 1 könnte man immerhin noch so hinnehmen, aber das Verzichten auf ein wirkliches Ende senkt dann doch ein wenig die Stimmung. Ähnliche Fortsetzungformate wie „Final Destination“ oder „Saw“ haben mich ab Teil 2 nicht abholen können – ich bezweifle, dass es hier anders sein könnte.
*Spoiler Ende*Schade drum, denn bis auf eine wunderliche Charakterentwicklung im Kandidatenteam haben die Darsteller den Film gut tragen können. Die Spannung ist aufgrund des „Epilogs“ zwar stark gesunken, aber die Fluch aus den einzelnen Räumen ist durchaus nett anzusehen (wenn man dabei keine Fragen stellen mag).
Der ruckelnde D-Box Sitz war zwar weniger intensiv und pointierter eingesetzt als bei „Robin Hood“ – aber mal ehrlich: so was braucht man doch nicht.
6/10
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