DerSchweiger

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    @derschweiger

    Just mercy

    Walter staunt nicht schlecht, als er 1987 auf dem Heimwweg von der Arbeit von der Polizei angehalten wird.
    Ein prüfender Blick des Cops auf den Schwarzen und der Fall ist geklärt: Walter hat in einer Tankstelle ein 18jähriges Mädchen brutal ermordet.

    1989 fühlt sich der schwarze Harvard Absolvent Bryan Stevenson dazu berufen, zum Tode verurteilte Inhaftierte die Möglichkeit von juristischer Gerechtigkeit zukommen zu lassen, denn nicht jeder Insasse der Todeszelle ist tatsächlich eines Verbrechens schuldig.
    Nun befinden wir uns im amerikanischen Alabama, wo die Uhren auch zum Übergang in ein neues Jahrzehnt (dem letzten des vergangenen Jahrtausends – das darf man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!) vor dem Bürgerkrieg stehengeblieben zu sein scheinen.

    Während Stevenson sich die Akten der Todeskandidaten anschaut, stößt er auf mehr und mehr unsaubere Ermittlungsmethoden, bis hin zum Verurteilen ohne jedweden Beweis (bzw. dem Ignorieren handfester Beweise der Unschuld).

    137 Minuten lang nimmt uns der Film mit in eine Welt(anschauung), die nichts Neues, aber doch immer wieder Unglaubliches offenbart.
    In den Kritiken ist oft zu lesen, das Jamie Foxx fehlbesetzt sei – das sehe ich allerdings anders. Gut, einen Oscar hätte er wahrlich nicht erwarten dürfen, doch die Balance zwischen Kampfeslust und Ohnmacht bringt er oft gut auf den Punkt. Dagegen fiel mir Michael B. Jordan als Bryan Stevenson doch ein wenig Blutleer auf. Sicher, ein Neuling auf seinem Gebiet, der keine Angst hat, sich die Finger zu verbrennen – aber bei all den Hoch und Tiefs, die Stevenson in diesem Fall durchleben muss, hätte die eine oder andere Entgleisung seiner Standartmimik gut getan.
    Beiden Darstellern wird aber von jeweils zwei Nebendarstellern ordentlich die Show gestohlen:
    Rob Morgan als zum Tode verurteilter Ex-Veteran (Ehrenhaft entlassen), der sich eines Bombenanschlags mit Todesfolge zu verantworten hat und Tim Blake Nelson als Ralph Myers, der nicht unwesentlichen Anteil an Walter´s Inhaftierung hat, spielen großartig.

    Der Film selbst folgt routiniert seinen Vorbildern, um dann noch eine weitere Schleife zu drehen. Diese mag einigen Zuschauern etwas sauer aufgestoßen sein, doch so ist nunmal das Leben und mir hat diese Wendung durchaus gefallen.
    Der Ausgang der Story ist dann auch nicht ausgedacht sondern folgt wahren Begebenheiten.
    „Just Mercy“ folgt vielen Standards und muss daher über die Schauspieler und das Drehbuch mit guter Leistung aufwarten, um positiv in Erinnerung zu bleiben. Tatsächlich gelingen viele, beinahe beiläufige, Szenen sehr gut. In anderen Momenten wirkt der Film dann doch etwas zu kühl und rasch.
    Die Darsteller bewegen sich auf einem guten Niveau (genannte Ausnahmen fallen positiv auf) und lassen den Film dann auch etwas länger nachwirken als manch anderer Südstaaten-Rassen-Krimi.

    7/10

    #152478
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    Bombshell

    Nach ihrer Kündigung reicht die ehemalige Fox-News-Moderatorin Gretchen Carlson (Nicole Kidman) Klage wegen sexueller Belästigung gegenüber ihres ehemaligen Chefs Roger Ailes ein.
    Klar ist: Ailes lässt sowas nicht von sich sagen und will Carlsons Ruf in Frage stellen…. helfen würde es ihr, wenn sich weitere Frauen melden und sich ebenfalls als Opfer sexueller Nötigung bei FOX outen.
    Hier kommt Megyn Kelly (Charlize Theron) ins Spiel, die seit einem Jahr einen ordentlichen Spießrutenlauf innerhalt der Redaktion durchlaufen musste, nachdem sie Präsidentschaftskandidat Trump wegen seiner Frauenverachtender Aussagen zur Rede stellen wollte.
    Während der Skandal größere Runden zu drehen scheint, wird Nachwuchsmoderatorin Kayla (Margot Robbie) zum „Vorstellungsgespräch“ in Ailes´ Büro geladen.

    Während „Bombshell“ nun also ein Plädoyer gegen die Verhamlosung sexueller Anzüglichkeiten von (machthabenden) Männern gegenüber Frauen sein will, bekommt er doch promt den Oscar für die besten Frisuren und Make-up – Ironie kann manchmal so köstlich sein ;)

    Das Thema indes sollte natürlich nicht kleingeredet oder belächelt werden – allerdings holpert der Film im Bezug seiner Aussage und seines sich ständig wechselnden Grundtons doch gehörig vor sich hin.
    Gretchen ist also Ausgangspunkt der Klage – ist im Film aber so gut wie nie zu sehen. Megyn als Zünglein an der Waage (wahlweise auch Sprecherin im Off) steht da schon mehr im Mittelpunkt und Nachwuchsstar Kayla soll vermutlich offen legen, wie verdorben FOX tatsächlich ist. Eine gleichgeschlechtliche Beziehung wird mal schnell in die Kiste gepackt um sich dann einen männlichen Kollegen anzulachen. Die nun aber lesbisch gebliebene Freundin/Kollegin ist… ja, was denn nun? Sie arbeitet in der Redaktion, wird nicht belästigt… darf nur nicht so offen mit ihrer Sexualität umgehen.

    Der Film eiert dabei leider vor sich hin, will Gemeinheiten gegenüber „hilflosen“ Frauen aufzeigen (Um der Wahrheit gerecht zu werden, ermogelt sich Kayla den Zugang zu Ailes Büro mit Strategie und List und wird nicht aufgrund ihrer auffälligen Reize ins Büro zitiert), das geschieht aber nur eher halbherzig. Die Auseinandersetzung mit der rechtlichen Abteilung und dem Ärger, der Gretchen nun droht, bekommt man in zwei, drei Sätzen mitgeteilt.
    Mir persönlich fehlt da die Balance.

    Gut gespielt ist die Nummer schon (auch wenn ich kein „Freund“ von Robbie werde), aber bei Kidman und Theron sollte das als Minimalziel gelten.
    Leider wirkt der Film am Ende länger als er ist, und das ist nicht immer ein gutes Zeichen.


    5/10

    #152477
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    @derschweiger

    21 Bridges

    NYPD Cop Andre Davis hat etwas gegen bewaffnete Gauner, zumal sein Vater (ebenfalls Cop) in Ausübung seiner Tatägkeit erschossen wurde. Da sitzt der Finger mal eher locker am Abzug und die Disziplinarverfahren werden zur Routine.

    Nun kommt es zu einem misslungenen Drogenraub, bei dem zwei heillos überforderte Koksdiebe anstatt der vermuteten 30Kg gar 300 Kg des weißen Pulvers vorfinden. Zufällig stehen dann eine Gruppe Cops vor der Tür und ab da gibt es nur eine Lösung: Der Fluchtweg muss freigeschossen werden.

    Alle Hoffnungen der NYPD ruhen nun auf Andre, der die Killer nicht bloß dingfest, sondern am besten per Kopfschuss abliefern soll. Würde das FBI da nicht hineinpfuschen wollen…
    Andre bekommt eine Frist von einer handvoll Stunden, in der ihm Frankie Burns vom Drogenderzernat zur Hilfe stehen soll (klingt logisch und ist auch so).
    Da sich die Killer nur in Manhatten aufhalten können, wird die Insel kurzerhand dichtgemacht. Bis zur Rush-Hour am Morgen soll aber aufgeräumt sein, sonst springt tatsächlich das FBI ein, und wer ein guter, amerikanischer Cop ist, der will so einen Mist natürlich vermeiden…

    Der Trailer lässt glauben, man bekommt hier einen Film mit hohem Tempo und ordentlich Geballer vor den Latz geknallt. Tatsächlich aber ist es ein vermeintlicher Cop jagd Copkiller (und sieht vermutlich rot?). Allerdings, und da reibt man sich als Zuschauer doch ein wenig verwundert die Augen, spielt die Abriegelung Manhattens im Folgenden überhaupt keine Rolle!
    Die Straßen sind gesäumt mit Cops, die Gangster spazieren da aber mit Gewehren im Anschlag über die Kreuzung als wollten sie nur mal kurz bummeln gehen.
    Aufregung und Panik bei den in Manhatten lebenden Menschen? Verkehrschaos? Ne, muss mal ohne gehen.

    Leider ist der „große“ Twist am Ende auch schon recht früh abzusehen. Und diese nun nicht mehr überraschende Wendung wird auch noch minutenlang ausgelutscht, als sei es in irgendeiner Form spannend oder als müsste man mit dem Gefühlschaos ankämpfen, sich nun bald von einem der vermeintlich Guten verabschieden zu müssen.

    Eine emotionale Bindung zu einigen der Charaktäre hätte vielleicht noch diese Wendung erlauben können, aber darauf legt „21 Bridges“ nicht eine Sekunde Wert.
    Die Action indes ist solide, nicht überzogen und tatsächlich sind von Kugeln getroffene Menschen wahlweise verwundet oder tot.

    Insgesamt bekommt man hier, was man möglicherweise vermuten darf: Action mit einem Hauch Tiefgang und dem Wunsch eines „Oha!“-Effekts zum Ende. Schauspielerisch dem Genre angemessen.

    4,5/10

    #151962
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    @derschweiger

    Damit gehe ich vollkommen konform!
    Eine Vorstellung der Soldaten wäre möglicherweise zu beliebig geworden. Die endgültige Motivation zwischen die Fronten zu gehen hätte vielleicht nicht zwingend sein müssen (Bruderherz), dazu eine etwas einengendere Bedrohung der Deutschen und es hätte mich zur vollen Punktzahl verlockt und ihn auf eine Stufe mit „Im Westen nichts Neues“ gehoben.

    Bester Film bei den Oscars?!!? Die Konkurrenz ist hart, aber solange es nicht Tarantino wird, ist alles gut ;)

    #151840
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    @derschweiger

    @derschweiger Schön geschrieben. Finde alles treffend formuliert. Konnte einen Punkt mehr vertragen ;-)

    Danke, und möglicherweise könnte die Punktzahl ein wenig höher stehen – aber mir bleibt zunächst noch der Vergleich mit den großen Verwandten im Hinterkopf, da kommt er für mich gefühlt nicht ran.
    Aber vielleicht wächst er ja noch wie seinerzeit „Casino“ – der hat mich leider erst beim zweiten Schauen so richtig gepackt

    #151839
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    @derschweiger

    Das kann ja nur ein tolles Jahr werden, wenn @derschweiger schon 2 Filme TOP bewertet. :lol:<noscript>:lol:</noscript>

    Na na, so schlimm bewerte ich doch gar nicht :)
    Tatsächlich aber fällt es mir schwer, in der heutigen Veröffentlichungswut von mutmaßlich „großartigen / meisterhaften“ Filmen und Serien das herauszupicken, das mir gefällt. Aber: „Ein blindes Huhn….“, insofern bin ich 2020 weiterhin guter Dinge :)

    #151828
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    @derschweiger

    The Irishman

    Frank (De Niro) arbeitet als Problemlöser für Russel (Pesci), ehe dieser ihm die Stelle als Bodyguard des Gewerkschaftsführer Hoffa (Pacino) ermöglicht. Mit der Zeit steigt Frank mehr und mehr im Mafiagefüge auf, die dadurch entstehenden Aufträge erhalten zunehmend Brisanz.

    „Lange“ habe ich den Film vor mir hergeschoben – 3,5 Stunden schauen sich mal nicht so nebenher und so wurde „The Irishman“ mein letzter Film 2019.
    Ein schöner Abschluss, so viel sei verraten.
    Allerdings kommt Scorsese hier nicht so pointiert zum Schuss wie in seinen unsterblichen Meisterwerken.
    Ich habe im Vorfeld einiges über die künstliche „Verjüngung“ der Stars in diesem Epos gehört – schließlich umfasst der Film locker 40 Jahre, und war zugegeben skeptisch.
    Nach Sichtung stelle ich fest, dass es nicht so arg schlimm aussieht, wie ich befürchtete, aber irgendwie steckt in den Szenen der Vergangenheit doch zuweilen der Wurm drin.
    Wir dürfen nicht vergessen, dass sämtliche Hauptdarsteller im „gesetzten“ Alter sind. Wenn Scorsese die Herren aber in ihren 30er Jahren präsentiert, möchte er (zu recht), dass sie sich auch altersentsprechend bewegen. Zwar kaschieren die Szenen vieles davon – es wird viel gesessen, gestanden, etc., doch imm Fluss ist in jungen Jahren wenig. (Bezeichnend für das „Malheur“ die Szene, in der Frank den Chef seiner Tochter „zur Rede“ stellt… puh, Alter!) Dabei fällt auf, dass man Schauspieler gekonnt „altern“ lassen kann, die Verjüngung hat nummal seine Grenzen.

    Vielen Zuschauern fällt auf, dass der Glanz der Mafiosi zu Grabe getragen wird. So weit würde ich nicht gehen, denn in Zeiten, in denen Präsidenten nach Willen der Mafia aufgestellt werden, läuft es doch ganz geschmeidig und den Herrschaften fehlt es an Nichts – es wird hier nur weniger zur Schau gestellt als in der Nerz und Pelz Optik eines „Goodfellas“ (wobei ich hier den Protz auch als eher moderat empfunden habe).
    Tatsächlich aber ist es ein Abschied. Einen solchen Film wird Scorsese nicht mehr drehen, De Niro und Pesci werden gemeinsam keine solche Rollen mehr spielen.
    „The Irishman“ fühlt sich tatsächlich wie eine Kinoerinnerung an. Regisseur und Cast verabschieden ein Format von Gewalt und Würde, wie es in dieser Form wohl nicht mehr zu sehen sein wird (andere Zeiten, andere „Coolness“). Zumindest hat mich dieses Gefühl beinahe ständig begleitet.
    Überrascht war ich, dass sich De Niro tatsächlich nochmal zu einer so sachlichen Darstellung heranarbeiten konnte. Pesci spielt großartig, aber der Zahn der Zeit ist nicht zu leugnen. Dass das großartige Duo im wohl letzten gemeinsamen Auftritt vom „Neuling“ Pacino quasi an die Wand gespielt wird, ist dann irgendwie das Sahnehäubchen.

    Doch bevor es zu kritisch klingt, sei gesagt, dass ich diese Form der Erzählung sehr mag. Die Darsteller sind durch die Bank hervorragend gecastet (Ray Romano in einem Mafiafilm – ich bin begeistert!!!) und agieren auf sehr hohem Niveau. Die Regie ist gewohnt großartig (hier ist ein halb leeres Glas in der nächsten Sekunde nicht 3/4 voll ehe es eine Sekunde später anstatt links rechts auf dem Tisch steht…), verliebt ins Detail verlangt er viel von seinen Darstellern, genauso wie von seinem Publikum.
    Ein sehr klassischer Abgesang auf „gutes, altes Kino“ mit Darstellern, die zu den Größten gehören, die das Kino hervorgebracht hat, zusammengetragen von einem Stilprägenden Regisseur… die allerdings zum Ende nichts wirklich Neues zu berichten haben. Doch es ist wie zu Hause: Selbst wenn Urgroßvater seine größten Momente hinter sich hat, lauscht man seinen Geschichten von damals doch mit Freude, Spannung und Ehrfurcht.
    Nichts anderes gebührt diesem Film.

    Danke für einen sehr guten Abschluss des Filmjahres 2019

    8/10

    #151827
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    @derschweiger

    Frohes neues Jahr :)

    Als gestern in der Sneak ein „Blockbuster“ angekündigt wurde, war mir zunächst Angst und Bange… die Moderatoren haben hier zuweilen einen schrägen Sinn für Humor.
    Dann aber:

    1917

    1917, der Krieg stagniert an der Deutsch-Französischen Front, als sich die deutschen Truppen unvermittelt einige Kilometer hinter die Linie zurückziehen. Ein britischer Trupp sieht darin die Chance, dem Krieg die entscheidende Wende zu geben und setzt den Deutschen nach. Kurz vor der Angriffswelle erfahren die Alliierten davon, dass es sich um eine Falle handelt. Wenn der Trupp nicht rechtzeitig gestoppt wird, werden 1600 Soldaten in den sicheren Tod marschieren.
    Die Soldaten Blake und Schofield sollen die Kommandatur des Trupps warnen, doch die Zeit ist knapp.

    Eins vorweg: 1917 ist der Film, der „Dunkirk“ wohl gerne gewesen wäre. Atmosphäre, Spannung, Kamera, Darsteller auf höchstem Niveau! Zwar erinnert die Story etwas wage an „James Ryan“, da Blake´s Bruder im besagten Trupp ist und somit eine gesteigerte Motivation in der Überbringung der Nachricht gegeben wird (und der Trailer auch eine solche Ähnlichkeit vermittelt).
    Aber das war es auch schon, denn 1917 steht wunderbar für sich allein. Sicher, sämtliche relevanten Szenarien der Kriegshistorie sind bereits auserzählt, aber der Clou des Films besteht darin, dass er beinahe aus bloß zwei Kamerafahren zu bestehen scheint.
    Natürlich sieht das erfahrene Auge die Schnitte, (gut geschulte sicher doppelt so viele als ich) aber dennoch bleibt das Gefühl eines Echtzeitszenarios und es bildet eine beklemmende Nähe zu den beiden Soldaten, die sich zwischen die Fronten begeben.

    Sicher wird dieser Film auch die Gemüter spalten (wohl aber nicht so sehr wie zuletzt „Joker“), denn für einen (Anti)Kriegsfilm gibt es relativ wenig Kabumm (Da haut ein müde lächelnder Mel Gibson sicher in 5 Minuten mehr Soldaten ins Grab, als es hier der gesamte Film schafft), dafür aber beeindruckende Szenen die zueinander im starken Kontrast stehen.
    Hier und da wird es womöglich ein wenig zu „abenteuerlich“, wenn betrunkene Deutsche aus 5 Metern nicht treffen können, aber das ist völliger Standart. Es gibt Szenen der Stille, Momente der Herzlichkeit, Hoffnung auf Verbrüderung und der Schnapp zurück in den Krieg, kaum dass man sich darauf eingelassen hat.
    Am Ende – ganz egal, wie es ausgehen mag – bleibt der Film unversöhnlich, dabei mit herzlich wenig Pathos und Heldentum.
    Danke für diesen Topstart ins neue Kinojahr!!

    9/10

    #151638
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    @derschweiger

    2019 war für mich ein merkwürdiges Kinojahr. Die vielen „Highlights“ gingen völlig unberührt an mir vorrüber. (Tarantino, Star Wars und Superhelden locken irgendwie nicht mehr)
    Im Grunde habe ich Kino mit einer handvoll Ausnahmen nur in der Sneak erfahren (im Schnitt ein ca. 5 Punkte Jahr – das ist ganz gut) und da hat mich optisch wie akkustisch „Midsommar“ richtig gut mitgenommen. Ob der Film zu Hause auch noch so gut funktioniert wage ich in der Tat zu bezweifeln – dafür bietet er inhaltlich leider zu wenig.
    Mit Neugier warte ich auf Irishman – die fehlende Zeit macht mir hier aber bisher einen Strich durch die Rechnung.

    Meine Top3-4 ohne wirkliche Reihenfolge:
    – Midsommar
    – Joker
    – Yesterday (weil er sich so gut anfühlt und der Soundtrack nunmal großartig ist)
    – Peanut Butter Falcon (wohl wissend, dass ich nun rechtzeitig abschalten kann – oder möglicherweise das Ending fehlinterpretiere und er doch so großartig endet wie ich es mir wünsch(t)e ;) )

    Größte Filmenttäuschung:

    Es 2 (und das, obwohl ich Friedhof der Kuscheltiere gesehen habe)

    #151614
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    @derschweiger

    Völlig richtig, jedem das Seine.
    Ich möchte auch niemanden verbieten, seine Lieblingsfilme in Genres zu suchen, mit denen ich nichts anfangen kann. Falls meine Aussage da etwas aggressiv rüber gekommen sein sollte, war das nicht meine Absicht – bloß meine Meinung. Ich schätze ältere Filme mit altbackener Tricktechnik (zumeist handgemacht) nunmal mehr als permanetes Programmieren, wobei ich mir durchaus bewusst bin, dass viele „meiner“ Klassiker anders gedreht worden wären, hätte die heutige Technik auch zur Verfügung gestanden.
    Meine persönliche Tendenz der letzten Jahre geht mehr und mehr rückwärts: Sprich, ich schaue alte Filme lieber als moderne. Für mich gibt es nur einen Ben Hur und auch die Neuverfilmung von Papillon finde ich, milde gesagt, unnötig. Allerdings spielen auch hier zeitgemäßere Sehgewohnheiten eine Rolle.
    Das Thema lässt sich in der Tat lange diskutieren, am Ende steht verdientermaßen jeder mit den Filmen da, die er nunmal mag. Da möchte ich niemanden die Freude oder Meinung verbieten – blöd wird es erst, wenn man ein „Meisterwerk“ kritisiert und vorgehalten bekommt, keine Ahnung vom Film zu haben (Also vorsicht bei der Kritik um „Joker“ :D)

    #151611
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    @thanassi

    Ich finde den Film großartig in seiner Aussage und in sehr vielen Momenten, die einfach unaufgeregt dargebracht werden. Mit 10ern tue ich mich zugegeben etwas schwer (der letzte Film, der in die Richtung ging war „Amerikanisches Idyll“.) Ich mochte den Weg, den der Falcon in seiner Erzählung genommen hat bis hin zum Stimmungsumschwung am Ende. Dass dieser dann in der Autoszene am Schluss wieder „korrigiert“ wird, empfand ich als arg störend.
    Dazu die leider sehr beliebig ausfallende Love-Story im letzten Drittel. Ohne dieses Klimmbimm wäre ich vermutlich weitaus glücklicher aus dem Saal gegangen. So hat es dann doch etwas zu viel Formelhaftigkeit, die der Film insbesondere in den ersten zwei Dritteln sehr häufig zur Seite fegte um erfrischend, ehrlich und gefühlvoll zu sein.

    Von der Prämisse aus, dass er eine 9,5 hätte sein können, sind 2 Punkte Abzug möglicherweise zu hart, das kann sein. Dazu muss ich sagen, dass ich durchaus eine gewisse Objektivität in der Bewertung auslasse, wenn mich etwas emotional mehr (oder hier zum Ende weniger) abgeholt hat.
    Für mich ein „heimliches Meisterwerk mit Makeln“, gerne eine 8.
    In jedem Fall aber auch einer meiner Favoriten für „meinen“ Film des Jahres – noch vor Joker. Und ja, mit Deinen Gedanken bezüglich Disney (Star Wars, Marvel und anderes „Fliegende Autos“ Zeugs) bin ich völlig bei dir. Mich langweilen diese CGI Overkills und sekündlichen Schnitte über die Maßen.

    Ich müsste mir mal den Spaß machen und schauen, wie ich dieses Jahr meine Sneak´s bewertet habe und was ich mit etwas Abstand heute darüber denke. (Und ja: „Yesterday“ bleibt immer noch ein toller Film :D)
    Danke für Deinen Denkanstoß und Deine Sicht der Dinge!

    #151509
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    Marriage Story

    Charlie und Nicole waren seit zehn Jahre lang ein prominentes Paar in der New Yorker Theaterszene (Er Regisseur, sie Darstellerin). Doch Schritt für Schritt entzweiten sie sich, besuchten eine Paartherapie und landeten letzten Endes beim Scheidungsrichter. Mutmaßlich größtes Opfer der Trennung: Der gemeinsame Sohn Henry.

    Wer denkt nun nicht an „Kramer gegen Kramer“? Tatsächlich hatte ich den Hoffmann/Streep Film beinahe konstant im Hinterkopf als ich „Marriage Story“ schaute. Schlecht? Ne, aber vorweg: Den Klassiker der Scheidungsfilme wird auch „Marriage Story“ trotz großartigem Cast nicht ganz erreichen.
    Hierfür fehlt trotz knapp 140 Minuten das „kritische“ Auseinandersetzen mit den Scheidungsanwälten, auch wenn es hier einige tolle Szenen zu bestaunen gibt. Außerdem scheint mir der Trennungsschmerz Charlie´s mehr Gewichtung gegeben zu werden als dem von Nicole. Tatsächlich scheint es, als nutze sie das Scheidungssystem zu ihren Nutzen. Ob dies alleine an meiner männlichen (und väterlichen) Wahrnehmung des Films liegt, wage ich zu bezweifeln.

    „Marriage Story“ erfordert Geduld. Wer auf lautstarke Scharmützel oder hohes Tempo im Gerichtssaal aus ist, sollte erst gar nicht anfangen. Das ist zugegeben nicht immer wundervoll anzuschauen, doch insbesondere Adam Driver und Scarlett Johansson sind (mal wieder) darstellerisch on Top!
    Doch bei aller Klasse konnte ich emotional nicht derart abgeholt werden wie seinerzeit von Dustin Hoffmann. Zwar ist „Marriage Story“ in seiner Kulisse und Inszenierung moderner, aber das Gefühl bleibt dabei ein wenig auf der Strecke, obgleich die „Brief“ Momente richtig stark sind.

    7/10

    #151508
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    The Peanut Butter Falcon

    Krabbenfischer Tyler verliert seine Lizenz zum Fischen und verbrennt im Weltschmerz das Equipment seines Widersachers Duncan. Dieser hält von der Aktion nicht sonderlich viel und setzt Tyler nach, der sich mit einem Motorboot in die Flucht schlägt.
    Mit an Bord: Ein blinder Passagier. Zak (22 Jahre, Downsyndrom) ist in der Nacht zuvor aus dem Altenheim ausgebrochen, in dem er betreut wurde, um seinem Lieblingswrestler „Salt Water Rednek“ und dessen Wrestlingschule zu besuchen und selbst ein berühmter Wrestler zu werden.
    Ihm seinerseits ist die Altenpflegerin Eleanor auf den Fersen um ihn rechtzeitig zurückzubringen, ehe die Zak´s Familie Wind davon bekommt oder gar schlechte Presse aufkommt.

    Wir sehen: Die Zutaten für einen Allerweltsroadmovie sind gegeben. Als Herr LaBeouf in Szene trat, hatte ich zunächst arge Bedenken. Zwar bin ich kein Experte seiner Filmographie, aber das, was ich gesehen habe… nun ja…
    Aber tatsächlich gibt es hier nichts, bis sehr wenig schlecht zu reden. Die Chemie zwischen Tyler und Zak passt, auch wenn es möglicherweise etwas zu schnell etwas zu schnulzig wird. Dafür sind die kurzen Dialoge zu schön und auch Zak´s Downsyndrom wird nicht verniedlicht. Es macht Spaß, dem ungleichen Paar auf ihrer Flucht zu beobachten auch wenn das ständige Gefühl eines Happy Ends drohend im Nacken sitzt. Als sich Eleanor der Gruppe anschließen muss (soviel sei verraten!) wird dieses Gefühl nach 0815 Ending immens verstärkt.

    Ich hörte vor ein paar Wochen von diesem Film und er wurde eher mittelmäßig bis unterdurchschnittlich bewertet („Was sonst, Herr LaBeouf“, dachte ich), war aber recht schnell davon überrascht, wie schlecht ein recht guter Film gehandelt wurde. Dabei muss ich aber auch zugeben, dass ich kein Experte in Sachen „Selbstfindungs Road Movie“ bin und vielleicht auch mangels kennender Alternativen Filme wie „25 Km/h“ gerne mag.
    Hätte dieser Film hier etwa 20 Sekunden kürzer gedauert, es wäre ein richtig starkes Stück geworden! So aber…

    7,5/10

    P.S. Wer sich von dem Film überraschen lassen möchte, der sollte unbedingt den Trailer meiden. Es ist heutzutage entsetzlich, wie viel von der Handlung und möglichen Twists in diese Werbefilmchen einfließen..

    #151187
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    Krieg der Welten (Serie)

    Ich muss zugeben, dass mich der Teaser abgeholt hat und ich Vorfreude auf die Serie hatte.
    Die Pilotfolge war größtenteils prima. Die Spannung wurde gut gesetzt, das Szenario der außerirdischen Invasion recht plausibel (für nicht Physiker und Kosmologen – wie das sehen, weiß ich nicht ;) ) in Szene gesetzt.
    Aber schon mit Folge zwei lässt die große Freude spürbar nach.
    Zwar sind einige Charaktäre durchaus interessant gezeichnet, aber irgendwie schafft es das Drehbuch nicht, diese gut in Szene zu setzen. Ich mag es ja, wenn eine Geschichte mit Zeit im Rücken erzählt wird, ständiges Geballer und Explodieren kann ich nicht leiden, aber hier stellt man nach 8 Folgen fest: Das hätte straffer gepackt werden können/müssen, und inhaltlich hätte man auch nichts vermisst.
    Dazu scheint es einige Probleme im Budget gegeben zu haben, denn die Invasoren nutzen ihre „Kettenhunde“ um detailierter auf der Erde aufzuräumen. Der erste Kontakt mit ihnen ist visuel solala, thematisch aber durchaus gut. Aber dann gibt es unzählige Szenenbilder, in denen man sich verwundert die Augen reibt: Ist dann eben wie mit Zombies – kilometerweit nichts zu sehen, und dann, wenn man sich den Schuh binden will, kommt einer unverhofft von der Seite angegrunzt.
    Das nervt in der Tat sehr.
    Optisch bin ich mit dem Gezeigten zufrieden, auch der ein oder andere „Kill“ lässt staunen (auch wenn das für die Serie nicht zwingend von Belang sein sollte).
    Nach 8 Folgen endet das Ganze dann auch unverhofft – der gezeigte Cliffhanger (geplant sind 3 Staffeln) verpufft bei mir völlig.
    Tja, das war unter dem Strich eher ernüchternd. Tolle Prämisse aber sehr spannungsarm (ja, auch weil einiges am Tempo fehlt) und in dialoglastigen Szenen beinahe einschläfernd (Herrje, wenn in anderen Serien/Filmen die Erkenntnis des Wie/Warum erörtert wird, klingt es doch spannend und man will schauen, wie man damit umgeht… hier klingt es, als lausche man einer Haushaltsdebatte im Bundestag).
    Messen kann sich die Nummer mit dem großen „Vorgänger“ und dem nicht wirklich schlechtem Remake kaum – nur der Transport in das Hier und Jetzt (Spoiler: Es sind keine Marsmenschen, die uns bedrohen) ist sehr gelungen.

    4/10

    #150955
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    The Informer

    Ex-Soldat Koslow arbeitet undercover für das FBI um einen polnischen Drogenboss dingfest machen zu können. Bei der finalen Übergabe kommt es aber zum Supergau: Ein Undercover Cop wird ermordet.
    Um das Fiasko klein zu halten, soll Koslow ins Gefängnis und dort eine Liste der Personen zu erstellen, die in die Drogengeschäfte des Paten einbezogen sind. Anschließend wird er umgehend freigesprochen – wäre doch gelacht!…

    Selbstverständlich hat Koslow eine Frau und Tochter, die er beschützt wissen möchte, natürlich gibt es einen eifrigen Polizisten, der keine Scheu hat, sich mit dem FBI anzulegen (denn irgendwas ist da wohl im Busch…) und – wer hätte es gedacht? – das polnische Kartell beäugt Koslows Aktivitäten sehr genau und scheut sich nicht, zum Äußersten zu gehen, sollte er irgendwelche Mätzchen versuchen.

    Tatsächlich klingt es etwas wirrer, als der Film ist, zeigt aber deutlich, woran es krankt: The Informer will zu viel, und das kommt ihm insbesondere am Ende nicht zu Gute (obwohl hier das eigentliche Action-Feuerwerk versteckt wird). Die Situation mit der missglückten Drogenübergabe und den daraus resultierenden Konsequenzen fand ich tatsächlich recht spannend, zumal man ein Augenmerk auf das Innenleben Koslows wirft. Die letzten zwei Tage vor seiner Inhaftierung sind recht gut inszeniert.
    Im Gefängnis bekommen wir dann den typischen Einer-gegen-Alle Knastfilme serviert, der eigentlich nur mit der Antwort auf die Frage „Wie soll der da wieder heil herauskommen?“ punkten könnte… und hier in meinen Augen eigentlich ziemlich mies abliefert.
    Zwar ist es nicht grottenschlecht, aber irgendwie wirkt es wenig zusammenhängend. Dubiose Machenschaften rund um das Team des FBI herum sind da tatsächlich des Guten zu viel.

    Nichtsdestotrotz hat mich „The Informer“ recht gut unterhalten – die Längen zum Ende sind allerdings bedauerlich.

    6/10

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