DerSchweiger

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    Nosferatu – Der Untote (Spätvorstellung mit viel jungem Publikum)

    Lange geisterte die „Warnung“ umher, dass der Klassiker aus 1922 neu auf die Leinwand gezaubert wird. Etwas Erleichterung, als der Name Eggers fiel. Dennoch: Er wolle einem seiner Lieblingsfilme den nötigen Tribut zollen und ihn neu drehen, klingt leider erstmal nach einem Hirnsch*ss.
    Aber schauen wir mal…

    Die Story an sich ist Dracula, hat man vor 100 Jahren eben nicht die Filmrechte nach Deutschland bekommen. Also alles einfach anders benannt und hier und da eine Variation eingebaut – fertig ist das ewige Meisterwerk und ein ewiger Klassiker des Stummfilmkinos.
    Eggers nimmt die Vorlage dankend an, ändert im Storytelling auch nicht so viel, dass man vor Überraschung aus dem Sessel springen würde… man könnte sagen, er geht auf Nummer sicher.

    Thomas wird zum Graf Orlok in den Osten Europas gesandt, um dort einen Hauskauf im heimischen Wisborg zu vollziehen. Das trifft sich tatsächlich gut, ist er doch frisch vermählt mit Ellen und das zu erwartende Geld kann gut gebraucht werden.
    Ellen findet derweil einen Platz bei ihrer Freundin Anna und ihrem Gatten Friedrich, der wiederum ein Freund von Thomas ist.

    Die Reise Richtung entpuppt sich als schwierig und dann ist Graf Orlok auch sehr sonderbar. Das Unterschreiben der nötigen Papiere bietet auch einige Tücken.
    Derweil übt sich Ellen im nächtlichen Wahnsinn. Nachtwandeln ist dabei ihr geringstes Problem.
    Friedrich zeigt sich besorgt und möchte per Arzt helfen. Dieser weiß auch keinen Rat, denn es scheint nicht, als habe sie „zu viel Blut“. Glücklicherweise kennt man Prof. Von Franz, der eine alternative Sicht auf die Elemente hat und der letzte Strohhalm vor Ellens Einweisung in die Psychatrie wird.

    Graf Orlok ist inzwischen auf dem Weg nach Wisborg, Ellens Psychosen verstärken sich und bald kommt es zum dramatischen Klimax.

    Wie gesagt: Das Firmament der Story kennt man zu gut. Wurde es 1922 noch mit dem Aufkommen der Pest gepaart, wird dieser Aspekt hier wieder zurück geschraubt. Selbstredend gehört dies erwähnt, aber es scheint mehr Pflicht als Kür zu sein.
    Anders hier: Der Fokus der Geschichte richtet sich auf Ellen. Und hier wird es arg:

    Spoiler Spoiler Spoiler

    Wir erfahren im Verlaufe des Films, dass sie bereits „als Kind“ von Orlok heimgesucht wurde. Als sie beim Erfahren dieser sexuellen (Fern)Beziehung vom Vater überrascht wurde, gab es entsprechend Haue. Sexuelle Selbsterfahrung war seinerzeit noch nicht in Mode. Fortan lag ein Schatten auf ihr, immerwährende Mellancholie – offensichtlich ausgelöst vom steten Zurückhalten ihrer Lust. Durch ihre Ehe mit Thomas sei Orlok wieder auferstanden und lechze nach ihrem Körper.
    Ellen zeigt sich hierdurch vielseitig erregt, gibt sie ihrem Gatten später auch zu verstehen, dass er sie nie ausfüllen könne.

    Der „romantische“ Anstrich der 90er Verfilmung ist natürlich dahin. Wir erleben hier einerseits einen Blick auf die sexuell leidende Frau im 18 Jahrhundert, andererseits eine Geschichte über sexuelle Dominanz und Vergewaltigung.
    Sehr ähnliche Motive brachte Francis Ford Coppolla mit seiner Verfilumg ins Spiel – hier sinnlich erotisch verpackt. Die Damen im Film entdecken und spielen mit ihrer Lust, Dracula zielt auf die Verführund der Reinkarnation seiner einst verstorbenen Frau.
    „Nosferatu“ lässt wenig Raum für Liebe. Einzig Friedrich und Anna weißen eine harmonische Beziehung auf. Ihre Kinder werden geliebt und umsorgt, der „kleine Friedrich“ ist auch schon auf dem Weg.
    Selbstredend wird es diese Liebe sein, die zerstört wird. Brutal und ohne Gnade, was Friedrich gar zu einer wilden Tat hinreißen lässt… hier fährt Eggers scharfes Geschütz ins Feld.

    Selbstverständlich wird dem Original von 1922 ebenfalls eine erotische Unternote angedichtet – muss ja, wenn man sich an der prominenten Vorlage orientiert. Kritiken und Verleih waren damals nicht sehr aufgeschlossen für erotische Verstimmungen auf der Leinwand, auch wenn diese nicht explizit erzählt wird.
    Dass sich Eggers dieser Formel mit Wohlwollen annimmt, ist nicht zu kritisieren.
    Spannend wird es aber, wenn man das Finale als aufopfernden Akt der Liebe interpretieren möchte – hier muss man widersprechen.
    Nachdem Ellen Orlok beim ersten Wiedersehen zurückweist, wird er pampig und verspricht, dass sie ihm in der dritten hörig sein werde, denn er werde alles vernichten, was sie liebe…. ja, so klingt wahre Liebe.
    Dass Ellen den Akt vollzieht, nachdem die Kinder „in den Brunnen“ gefallen sind, macht die Sache letztlich auch nicht vollends selbstlos. Andererseits ist diese Form der „Erotik“ in der Popkultur nicht unüblich – „365 Tage“ weiß auch ein Lied davon zu singen, wonach sich die moderne Frau tatsächlich sehnt…. uiuiui!
    1922 verwies man mit ihrer Hingabe darauf, dass, laut altertümlichem Glauben, hierdurch die Pest besiegt werden könne… freilich spricht man 2024 nicht mehr von diesem Motiv.

    Am Ende steht Thomas als der gehörnte Gatte da, der seine Frau auch in wilder Rage nicht zu befriedigen weiß, und sie die Flucht nach Vorne annimmt. Mit ihrem „Opfer“ erhält sie die sexuelle Erfüllung, nach der sie sich sehnt und wird folglich von einem lebenslangen Mangel an persönlicher Entfaltung „erlöst“…

    Eggers Nosferatu ist ein grausames Monster, das die Frau, die er möchte, mit allen Mitteln der Gewalt an sich reißt.
    Alles andere drumherum ist gefühlt inhaltliches Beiwerk.

    Spoiler Ende

    Und hier kommen wir zum Haken an der Sache: Der Fokus ist geschärft, das Drumherum wird pflichtschuldig mit erzählt. Bildgewaltig, wunderschön inszeniert. Jede Kameraeinstellung ein Genuss, jedes Szenenbild perfekt oder sehr nah dran.
    Handwerklich ist „Nosferatu“ ein Brüller! Licht, Schatten – nächtliche Bilder beinahe in schwarz/weiß… großartig!! So muss atmosphärisches Horrorkino aussehen.
    Die Musik unterstreicht jede Szene und erscheint weniger „offensiv“ als bei der besten „Dracula“ Verfilmung aus 1992.
    Viele Bilder sind fast 1:1 vom Original übernommen. Ob das gut oder solala ist, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Mir gefiel es sehr. Neu gestreute Anteile muten allerdings etwas befremdlich an. (Jungfrau auf Pferd).

    Schauspielerisch ebenfalls oberstes Regal. Hier zollt man dem Original ebenfalls Tribut, auch wenn es an mancher Stelle befremdlich anmutet.
    Schwachpunkt, und das möchte ich tatsächlich als Solchen bewerten, sind die Dialoge. Teils unnötig in die Länge gezogen. Die kommenden Szenen zuvor teils minutenlang erklärt… ach man, das ist wirklich unnötig.
    Während dem Schauen und Staunen über so viel verbale Exkurse kam mir der Gedanke, wie großartig es doch gewesen wäre, allein die Bilder für sich sprechen zu lassen. Den Dialog auf die Texttafeln des Originals beschränken.
    Das wäre allerdings finanzieller Selbstmord gewesen, Cast und Optik des Films will ja irgendwie refinanziert werden – und ein solches Kunstprojekt wäre dann eben erst in 100 Jahren im Haben.
    … aber man wird ja mal träumen können ;)

    Letztlich: Trotz aller großartigen Komponenten hat mich der Film nicht gepackt. Das liegt an der künstlichen Streckung durch „Blabla“, aber auch an der (leichten) Verschiebung der erzählerischen Note.
    Dennoch lohnt es sich, den Film anzuschauen. Auch die ein oder andere unnötig plazierte nackedei-Szene schmnälert das Gesamtbild ein wenig (Ari Aster wird aus der Ferne anerkennend nicken.)
    Auch erwähnenswert: Willem Dafoe spielt nicht drüber. Zwar mutet seine Figur stellenweise hauchzart als Comic-relief an, doch weiß er sich in die nötige Stimmung einzubringen. (Evtl. Außnahme: Feuertanz)

    Bis in die Nebenrollen hervorragend besetztes Kino, wunderschöne Szenenbilder, Harmonie von Bild und Ton – eine klare Empfehlung für jene, die dem (modernen / guten) Grusel nicht abgeneigt sind.

    Warum aber keine Wertung nahe der Bestmarke? „Nosferatu“ wird in seiner Wirkung nicht derart herausstechen, wie es sein großes Vorbild tat. Um den einen oder anderen frischen Aspekt bereichert, tanzt man aber doch inhaltlich eher „blutleer“ durch einige Szenenbilder. Widersprüchlich zum vorher gesagtem? Vielleicht – jedenfalls aber meckern auf recht hohem Niveau.
    „Nosferatu“ von 1922 ist der bessere Film, weil Zeitgeist, Wagemut und Tonalität wegweisend waren.
    Letzteres wird Eggers Hommage auf Dauer aufweisen müssen – das gelang in der Nische des neuen Horrors mit seinen vorherigen Filmen, auch wenn meine persönliche Erfahrung vermuten lässt, dass diese Filme auch in dieser Szene „bloß“ Liebhaberfilme sind.

    8/10
    P.S. Warum der Verweis auf das junge Publikum? Die Ressonanz war mies – „So ein Scheiß“ war da das wohlwollendse Fazit.
    Eggers wird es egal sein, der Kunde wird es sich aber vermutlich (leider) merken.

    #248656
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    Wolf Man (Sneak Preview)

    Es ist doch irgendwie verhext: Da ruft man stets nach neuen und frischen Ideen im Horrorbereich, und dann wird man mit „Imaginary“, „Night swim“ oder „Afraid“ konfrontiert. Ruft man nach Qualität, kommt eben die 100. Fortsetzung oder ein Remake.
    Blumhouse streut tatsächlich immer wieder mal etwas Frisches und Gutes ins Genre ein, allerdings ist der große Output auch mit zahlreichen Gurken versehen.
    Nun kommt der Werwolf, angeblich ein „Remake“des Uralt-Klassikers…. Zeitgeist?

    Blake Lovell hatte es als Kind scheinbar nicht leicht. Zwar hat er wertvolle Zeit mit seinem Vater verbringen dürfen, etwa beim gemeinsamen Jagdausflug – andererseits scheint es etwas Schimpfe gegeben zu haben, wenn er etwas unbedachtes getan hat.
    (Z.B. Weglaufen beim nächtlichen Jagdausflug mit schwerem Gewehr in der Hand. Papa ist ein Böser, wenn er „Du du!“ sagt)
    Von Mama ist weit und breit nichts zu sehen – den Grund dafür muss ich überhört haben.

    Einige Jahre später ist Blake selbst Vater. Als Hausmann und arbeitsloser Autor (jaja) kümmert er sich liebevoll um seine Tochter. Aber wehe, sie balanciert am Rand einer dicht befahrenen Straße: Papa macht „Du du“ und wir wissen sofort: Toxische Männlichkeit! Beinahe animalisch!!
    Seine Frau verdient das Geld und die Brötchen für das schicke Appartment in der Großstadt als Journalistin. Sie ist gestresst, nimmt zuweilen auch die Arbeit mit nach Hause.
    Ehe sich Blake auch hierüber beschweren kann, flattert die Nachricht vom Tod seines Vaters ins Haus.
    Hurra Hurra… das Wochenendprogramm mit der Familie ist gebucht.

    Doch der Ausflug in das Waldhaus seines Vaters entpuppt sich anders, als gedacht…

    Im Grunde weiß man nach den ersten fünf Minuten, wohin der Hase läuft. Sämtliche Zutaten des massentauglich getrimmten Gruslers liegen parat. Man fragt sich bloß noch, wie sie gestreut werden.
    Tatsächlich entpuppt sich „Wolf Man“ als überaus überraschungsarm und halbgar.
    Dabei sind spannende Ansätze zu bemerken: Die zarten Ausflüge in den Bodyhorror stehen dem Film ganz gut, ehe die Umwandlung zum Werwolf vollzogen ist. Dann sitzt man allerdings etwas ratlso da und schaut sich ein Monster an, das den „Spannungsaufbau“ nicht verdient hat.
    Auch die Story an sich und das Setting machen Platz für spannende Wendungen. Zumindest theoretisch. Die beinahe Kammerspiel artige Stimmung wird nie gefüllt.

    Für den dramatischen Aspekt (denn scheinbar wird es für mindestens einen Menschen nicht sonderlich gut ausgehen) fehlt die Tiefe und die Interaktion der handelnden Personen. Wir erinnern uns: Toxische Männlichkeit, Tier im Mann, ist etwa das liebe Kind in Gefahr?
    Die untereinander aufkommenden Spannungen (so würde ich mir das Szenario zumindest vorstellen wollen) zerplatzen im Nu. Tür auf, Tür zu… Hatz hierhin, Hatz zurück…. Tür auf, Tür zu. Und es gibt kein Weiterkommen in der Erzählung. Im Gegenteil: Einige „spannungsgeladene“ Szenen enden in unfreiwilliger Komik.
    Das Finale ist dabei noch das Beste – kommt es doch recht schnell und logisch.
    Wer Cronenbergs „Die Fliege“ kennt, wird spätestens hier den Zeigefinger richtung Leinwand strecken und nicken („Kenn ich!“).

    „Wolf Man“ bietet tatsächlich auch interessante Aspekte: Thema Vollmond und Verwandlung. Einiges gelingt, anderes hätte einen prüfenden Blick verdient gehabt.
    Schauspielerisch ist man weitestgehend auf OK Niveau. Julia Garner (sie steht schon für das Madonna Biopic parat [hurra]) bietet zumindest eine verschieden interpretierbare Darstellung. Gut oder nicht entscheidet sich je nach Blickwinkel des Zuschauers.
    Auch das Töchterchen macht einen guten Eindruck – die gesamte Kälte innerhalb der Familie, trotz „Ich liebe Dich´s“ ist nicht durch ihr Spiel verschuldet.
    Die Dialoge untereinander sind nicht sonderlich peinlich, hätten aber etwas mehr Raffinesse verdient gehabt – zumindest für den dramatischen Teil.

    Wie so oft tut man dieser Art Film nichts Gutes, wenn man ihn als „Remake“ eines Klassikers tituliert. Anderer Titel, andere Prämisse und vielleicht auch etwas mehr Mut in der Umsetzung hätten hier für ein kleines Ausrufezeichen setzen können und die Messlatte für kommende Gruselfilmchen in 2025 höher legen können.
    Chance verpasst – schade drum.

    Warum aber so viel Schimpf für einen durchaus durchschnittlichen Film? Weil man Erwartungen weckt, die so nicht erfüllt werden. Dazu die ständigen Versatzstücke, die in beinahe jedem Filmchen genauso ausgespielt werden. Die Vatiation ist dann eben das titelgebende „Monster“ – Und so kann man dann auch rasch die Verwandschaft zu „Night swim“ erkennen.

    5/10

    #248422
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    Kundschafter des Friedens 2 [Sneak Preview]

    Vor einigen Jahren war ich über „Kundschafter des Friedens“ positiv überrascht gewesen. Eine handvoll, in die Jahre gekommene, Geheimagenten der DDR werden für einen kiffeligen Fall rekrutiert. Der Humor hat an einigen Stellen sehr gut gesessen, das Bild der alternden „Bonds“ hatte ein gutes Gefühl hinterlassen.
    Nun also Teil 2. Hach, das Sneakjahr scheint recht gut zu starten!…

    Die Altherren Agenten sind (so läuft das Leben) noch älter geworden. Inzwischen ist ihr ehemaliger Teamchef gestorben, die Trauer scheint sich in Grenzen zu halten, zumal dieses Ereignis Sozialismus-Flüchtling und Cheftochter Helene zurück nach Deutschland bringt. Falk, neuer „Kopf“ der Truppe sieht eine Chance, ihr näher zu kommen, nachdem es vor 50 Jahren nicht so gut ausging.
    Tatsächlich sucht sie seine Nähe, möchte die Truppe aber noch für einen letzten Fall buchen: Ihr Vater hat sein Erbe (eine Insel nahe Kuba) seiner Putzfrau übertragen. Kann nicht sein, Erbschleicherweib! Also bitte das Testament austauschen, Helene bekommt dann die Insel, ist glücklich und wird in ihrem Glück sicher auch Falk zum Lächeln bringen….????

    Ja, so tickt nunmal der Mann – und ewig lockt das Weib. Dass hier vermutlich nicht alles so glatt läuft, wie man vermutet, könnte auf der Hand liegen (andernfalls wäre ja nach 10 Minuten Schluss)!
    Die Kundschafter sind tatsächlich alt geworden. Und müde.
    Durch den Tod von Schauspieler Michael Gwisdek wäre die Truppe nunmehr zu dritt gewesen: Falk, Locke (Logistik) und Harry (Frauen“versteher“) – kann ja nicht sein, also bekommt Katharina Thalbach als Tamara einen Platz in der Gruppe.

    Das Gute vorweg: Der Film endet irgendwann. Einige Bilder sind schön gefilmt – meist dann, wenn keine Schauspieler im Bild sind. Möglicherweise hat man Reste eines Werbefilms verwendet.

    Gibt es Grund zu Jammern? … Wo fängt man bloß an!
    Nach dem kurzen, dokumentarischem, Intro hatte ich noch eine gewisse Vorfreude. Was einem aber dann um die Augen und Ohren gehauen wird, ist schlimm. Unsatirische und niemals endende Ostalgie – die DDR war geil, in der DDR war jeder glücklich, Geld ist der Teufel (Buuh! Wie kann man es wagen, für Geld zu arbeiten!)… ohne Ende. Keine Szene, in der nicht über die glorreiche Zeit der DDR und dem Sozialismus im Allgemeinen Lobgesänge angestimmt werden.
    Das hätte man dann auch irgendwie durchwinken können, hätte man dem gegenübergestellt, wofür sozialistische „Regierungen“ (hier immerzu DDR und Kuba namentlich genannt und gelobt) denn auch gesorgt hatten.
    Wie? Dafür war kein Platz in diesem Feelgoodmovie? Ja gut, dann schimpfen wir weiter über jene Kubaner, die in ihrer Heimat dem Kapitalismus offen gegenüber stehen und sogar mit verschiedenen Darbietungen Geld von „reichen“ Touristen bekommen. Pfui!!

    Romantisch wird es freilich dann, wenn wir die armen Viertel der Insel sehen, wo alle glücklich und äußerst friedlich miteinander leben. Selbstredend ist es der Mann mit Geld, der hier Rabbatz macht – die angespannte Lage wird dann von den Armen und lieben und alle Menschen liebenden Einwohnern freudlich lächelnd zum Guten gewandt.
    Man möchte hier natürlich auf die äußerst friedfertige Befreiuung Kubas durch Castro und Che anspielen. Der arme Mann besiegt den reichen Tyrann und führt die, nun sozialistische, Welt in ewig Gute Zeiten….

    Besonders Tamara ist hier unerträglich. Die drei Herren reduzieren ihr Palaber dann wenigstens noch auf Alt-Herren Geschwätz (Ja, früher war eben alles besser… ist wohl so).
    Schauspielerisch ist für einige Darsteller hier selbst das Mindeste noch eine Zumutung. Weniger geht immer.
    Einzig Henry Hübchen als Falk (ein Schatten seiner selbst) und Corinna Harfouch als Helene haben offenichtlich das Gefühl, für Lohn auch etwas zu leisten. In diesem Ensemble und diesem schlimmen Drehbuch (Ein Bierdeckel bietet mehr Platz als benötigt) fällt es allerdings äußerst schwer. Ihr Versuch ist wohlwollend zu bewerten.
    Der einzige Handlungsplot spielt um Falk und Helene, und selbst das hätte gerade so für eine Folge von „3 Damen am Grill“ gereicht.

    Alles andere an diesem Film scheint eine einzige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu sein. Kameramänner, Visagisten, Schnitt- und Tontechniker, Cateringservices, Stylisten u.a. die ihr Zubrot mit Filmen verdienen, dürfen ja nicht verhungern (denn leider leben wir nicht länger im Sozialismus)… da wird dann mal eben ein „Film“ ausgedacht und die Crew darf etwas arbeiten.
    Das gönne ich allen, die hinter der Kamera aktiv waren. Der Kameramann ist jedenfalls nicht daran schuld, dass hier so ein Mist zustande kommt.

    Drehbuch, Dramaturgie, Humor, Tempo in den „Action“Szenen hat, mit viel gutem Willen, Kindergartenniveau.
    Allein der „Schlüsselgag“ zu Beginn…. ui ui ui.
    Schlimm, schlimm, schlimm!!!

    2/10

    #248332
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    Kneecap [Sneak Preview]

    Eigentlich hatte ich zum Start des Kinojahres mit dieser Tragik-Romanze gerechnet, die aktuell viel beworben wird.
    Dann bekamen wir aber das nächste Musiker Biopic…. mit einem Hauch Romantik

    Liam und Naoise leben in Irland, das sich langsam von den jahrelangen Terroranschlägen der IRA erholt. Liams Vater war ein berüchtigter Bombenleger, ehe er eines Tages untertauchte – möglicherweise tatsächlich ertrunken… man weiß es nicht.
    Liams Mutter lebt fortan fast ausschließlich auf dem Sofa, Liam und Naoise halten sich mit Drogendeals über Wasser.
    Ein Deal geht schief und Liam findet sich auf dem Polizeirevier wieder.

    Soweit nichts Besonderes. Etwas Tiefe fernab des üblichen Sex, Drugs und [jeweiligen Musikstil einfügen] bietet das politische Ambiente des Films. Die angespannte Stimmung derjenigen, die sich dem britischen Königreich anschließen möchten und jenen, die lieber Irland und Nordirland mit eigener Sprache wiedervereint haben möchten, ist stets greifbar.
    Mir fiel es in einigen Punkten etwas schwer, dem Ganzen zu folgen – der irisch-britische Konflikt war mir nie sonderlich präsent.
    Das Beanspruchen einer eigenen Sprache, Gälisch, ist dann der treibende Faktor des Films.
    Liam und Naoise weigern sich, insbesondere gegenüber Staatsdienern, sich auf Englisch zu verständigen.
    So betritt JJ im Verhör die Bühne, um der Polizei beim Übersetzen des Gälischen zu helfen.
    Tatsächlich aber ist seine Frau eine führende Verfechterin der Aufrechterhaltung des Gälischen im irischen Alltag.

    Es entsteht ein zunächst fragiles Vertrauensverhältnis, das in einer Aufnahme Session eines gälischen HipHop Tracks endet.
    Die Band „Kneecap“ ist geboren und erfährt erste Aufmerksamkeit… nicht jeder weiß das aber wertzuschätzen.

    Tatsächlich würde sich jede weitere Wendung und Wirrung für jedes beliebige Biopic anzuwenden wissen. Sprachen wir bei „Better man“ von Drogen- und Alkoholexzessen und Disrespekt gegenüber anderen Menschen, so weiß man das auch auf die zwei jungen Herren hier anzuwenden.
    Im Gegensatz zu Williams aber können die zwei (+ DJ) einige Sympathiepunkte erhaschen. Frisch und unbekümmert gehen sie die Sache an. Das erinnert teilweise auch an Trainspotting, insbesondere dann, wenn die Drogen darstellende Faktoren werden.
    Inwiefern die Sache der tatsächlichen Biografie der Jungs entspricht, weiß ich nicht. Vieles wird geschönt sein… aber so ist das nunmal.

    Der besondere Witz des Films ist dann leider aber häufig (für mich) sein Schwachpunkt. Drogen und deren Konsum haben hier allerhand komische Momente zur Folge. Damit kann ich mich einfach nicht anfreunden – wer hier unbekümmert an die Sache rangehen kann, wird womöglich mit einigen situationskomischen Momenten belohnt.
    Tatsächlich witzig ist dann jedoch die erste Konfrontation mit der RRAD (Radical Republics Against Drugs), einige Gags sind wirklich gut.

    Wer HipHop mag, der ist hier sicher gut bedient. Die eine oder andere Nummer klingt tatsächlich gut.
    Für eine spürbare Tiefe tanzt man hier doch auf einer Hochzeit zu viel und verlässt die Andere zu früh. Das passiert, wenn man den Film über seine Band (mit Unterstützung) selbst schreibt.

    Irland wird diesen Film als Oscarbeitrag ins Rennen werfen, trotz guter Unterhaltung wird er aber sicher nicht mehr als Außenseiterchancen haben. Bester Filmsoundtrack? Ja, gut möglch.
    Im Vergleich zu „Better man“ (weil er nunmal die Woche zuvor lief) macht „Kneecap“ deutlich mehr Spaß, wobei das Williams-Biopic handwerklich besser ist (auch Jenseits des Affen).
    Das schadet „Kneecap“ aber nicht, sondern verleiht dem Szenario einen authentischen Anstrich.

    Einige sehr gelungene Gags und gut getimte Kameraeinstellungen, ein treibender Soundtrack und eine teils freche Heransgehenweise lassen den Film gut dastehen. Wer über Stoned People und deren Eskapaden lachen kann, der wird hier noch ein wichtiges Plus finden können. Weil ich mich dafür nicht begeistern kann, kann hier nicht die (beinahe) Höchstnote vergeben werden, die von anderen Kritikern mit Freude in den Ring geworfen werden.

    7/10 und damit ein schöner Start ins Kinojahr 2025

    #248216
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    Pleasantville [WOW]

    Zufällig bin ich auf diesen Film gestoßen. Seinerzeit fand ich ihn total stark. McGuire gefiel mir in all seinen damaligen Rollen, Witherspoon ist mir hier zum ersten Mal wirlkich aufgefallen.

    David und Jennifer haben ein Wochenende lang sturmfreie Bude. Cool, möchte man glauben.
    Es ist aber leider auch die Zeit der 1 TV Haushalte – will heißen: Sie möchte mit ihrem Freund MTV (damals richtig gut) schauen, er fiebert aber dem Serienmarathon von „Pleasantville“ entgegen, eine „uralt“ Sitcom.
    Der Streit eskaliert, die Fernbedienung geht zu Bruch – ach du Schreck! Zum Glück erhalten sie von einem zufällig vorbeikommenden Techniker eine Ersatzfernbedienung, und diese zieht sie dann kurzerhand in die heile Welt von Pleasentville hinein.

    Als Bud und Mary-Sue müssen sie sich nun in dieser heilen Welt zurecht finden. Nervend dazu: alles ist schwarz/weiß und irgendwie sind alle fröhlich und glücklich. Während David sich im Himmel glaubt, verzweifelt Jennifer in ihrer neuen Umwelt und sucht Wege, „auszubrechen“.

    1999! Und 25 Jahre später lässt er sich immer noch sehr gut anschauen!
    Die Angst vor Veränderungen, das Suchen im Heil des Vertrautem… und darunter die Sehnsucht nach etwas Neuem.
    All das wird sehr clever in dieser Story verpackt, in der die Menschen der Kleinstadt ähnlich naiv daherkommen wie einst die Eloi in der klassischen „Zeitmaschine“. Alle sind freundlich, nett, alles geht seinen perfekten Gang. Täglich 23 Grad, nie Regen, die Feuerwehr kommt nur, um Katzen aus Bäumen zu holen.
    Erotischer Höhepunkt „Er möchte Dir seine Anstecknadel schenken!“ Oha…

    Während David mit sichtbarer Freude in diese Welt eintaucht und alles unternimmt, um diese Herrlichkeit aufrecht zu erhalten, sucht Jennifer das Leben, das sie in der Wirklichkeit hatte.
    Und als es ihr gelingt, etwas davon in Pleasantville einzubringen, werden Grenzen durchbrochen und Gegenstände erscheinen in Farbe.

    Großartig, die Verblüffung der Menschen mitanzuschauen. Das miteinander Rätseln, was denn da Geschehe – z.B. als die heimische Basketballmannschaft ein Spiel verliert. „Vielleicht heißt es deshalb: Man kann nicht immer gewinnen?“
    Die teils verzweifelten Auseinandersetzungen der Geschwister spiegeln Ängste und Sehnsüchte, die aber nie plakativ ausgesprochen werden müssen.
    Es gibt Veränderungen und es gibt Krawall. Mit dem Einzug des „Rassismus“ geht man vielleicht einen kleinen Schritt zu weit, der ab hier brechende Ton des Films nimmt den Zuschauer dennoch weiterhin an die Hand und weiß auch hiermit umzugehen.

    In weitern Rollen glänzen Jeff Daniels, Joan Allen (Wow!), William H. Macy (Großartig) und J.T. Walsh.
    Paul Walker darf hier eine Duftmarke setzen, Freunde der TV Serie „Buffy“ werden hier auch zahlreiche bekannte Gesichter entdecken.

    Alles in allem haben wir hier einen Film, der nach all den Jahren immer noch wunderbar funktioniert und die Sehnsucht einiger Menschen nach Kontinuität nicht per se verballhornt.
    Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern – ganz im Gegenteil!

    8/10

    #248214
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    They see you [WOW]

    Mein letzter Film 2024: Shiyamalans Tochter darf nun auch Filme machen. Ganz wie beim Papa gibt es eine Ausgangslage, die aufhorchen lässt. Und dann?

    Mina ist kaputt. Man mag glauben, Drogen oder Alkohol seien ihr Problem. Tatsächlich aber war es ein Unfall in Kindheitstagen. Seither hat sie sich von ihrer Zwillingsschwester entfremdet. So weit, so gewöhnlich.
    Dann aber soll sie einen Papagei irgendwo abliefern – schwuppdiwupp landet sie im Wald und ihr Wagen bleibt stehen.
    Zu dumm, dass es aus diesem Wald kein Zurück mehr gibt.
    Bloß gut, dass da jemand steht und sie in Sicherheit bringt.
    Fortan wird sie jede Nacht in einer kleinen Hütte verbringen, das Gesicht zu einer verspiegelten Wand gerichtet.

    Ab hier hätte tatsächlich etwas kommen können, aber es entstehen außer unzähligen Dialogen über nichts und widernichts kaum Situationen, die zur Spannung oder dem Mitfiebern einladen.
    Woher kommt die Hütte, was sind das für Wesen da draußen, warum soll man sich jede Nacht begaffen lassen?
    Keine Sorge, das wird alles erklärt….
    Während des Films werden natürlich noch allerhand andere Geheimnisse gelüftet, ein Twist jagt den Nächsten, aber als Zuschauer will davon so gar nichts ankommen.

    Leider ist es nicht gelungen, der ungewöhnlichen Ausgangslage die nötige Atmosphäre und Charaktertiefe zu liefern. Denn zwar agieren alle vier Personen irgendwie miteinander, aber alles findet in Dialogen Ausdruck. Beklemmende Momente in der beengten Behausung? Irgendwie habe ich auch verpasst, wie sich die Herrschaften frisch halten – einige von ihnen wollen ja schon eine Zeit lang dort gewesen sein. Für den TV gibt es nur eine DVD… wird natürlich geschaut. Nie ein Wort von „Mach aus!“ oder so.
    Man möchte auf Biegen und Brechen verhindern, dass wir den Figuren irgendwie näher kommen.

    Zwar gibt es einige Kameraeinstellungen, die vielversprechend wirken. Aber auch hier gibt es in Summe wenig Überraschendes.
    Gespannt war ich auf Dakota Fanning, die ich seit „Amerikanisches Idyll“ in bester Erinnerung habe (Bei der Ansicht ihrer Filmografie dann aber etliche Sichtungslücken festgestellen musste.).
    Sehr enttäuscht war ich von ihrem faden, fast gelangweilt wirkendem Spiel. So kennt man es ja sonst nur von Namensschwester Dakota Johnson ;)

    Irgendwann, spätestens nach dreißig Minuten, musste ich auf Durchzug stellen. Das (Aua!) kaputte Ende macht das Ganze dann sehr albern.
    Schade drum, das hätte spannend werden können.

    4/10

    #248211
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    @shane54

    Solche Prominenz gibt es auf unserem Dorf natürlich nicht ;)
    Ob ein Konzert den Film dann in höhere Sphären bringen konnte, will ich gar nicht beurteilen können. Wie gesagt: Für Williams Fans sicher ein toller Film, ohne Fannähe rockt es dann tatsächlich bloß der Affe.
    Und ja, beim Original „PLanet of the apes“ stehe ich in der ersten Reihe :D

    #248109
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    @derschweiger

    Better man [Sneak Preview]

    Kurz vor Feierabend dann in die letzte Sneak, im Stillen auf den großen Wurf hoffend. Tja, und dann schaut man einem Affen beim Singen zu… also das erhoffte Highlight?

    Ehrlich gesagt hatte ich den Film so gar nicht auf dem Schirm, obwohl man an jeder Straßenecke etwas hierüber aufschnappen konnte. Herr Williams spielt sich selbst, wird aber per CGI zum Affen gemacht. Ungeschöntes Biopic, starke Hits.. naja, man kennt sowas ja.
    Im Grunde mag ich keine Musik-Biopics. Manchmal glaube ich, die Musik ist gut, also müsste es der Film auch werden… so hat mich z.B. „Bohemian Rhapsody“ eines Besseren belehrt. „The Doors“ oder „Walk the line“ sprechen da eine andere Sprache. Na ja, wenn man das immer vorher wüsste, schließlich ist ja jedes Biopic das aktuell Beste, das läuft (oder so).

    Der kleine Robert singt gerne. Am liebsten zusammen mit seinem Vater. Der verlässt aber eines Tages seine Familie um sein persönliches Glück zu suchen. Robert ist also allein mit Mutter und Großmutter. Dazu die olle Schule… wer kann das schon.
    Im Radio (falls einer fragt, wie lange das her sein soll ;) ) hört Robert einen Castingaufruf zu einer Boyband.
    Take That werden geboren, Robbie (Robert verkauft sich nicht) findet es geil, nimmt Alkohol, Drogen und erstaunlich wenig Mädchen. Allerdings steht ihm dieser Schnösel Gary Barlow in Sachen Songwriting im Weg.
    Eines Tages bekommt er die große Chance, den Lead-part eines Songs zu übernehmen. Jetzt muss alles klappen – schnell noch ne Flasche kippen.

    Ja gut, hat man irgendwie alles schon mal so, oder so ähnlich gehört. Nüchtern betrachtet fragt man sich: Taugt das denn für einen Film? Dazu mit einer Lauflänge von 135 Minuten?
    Ja und nein. Der Film weiß an einigen Stellen zu unterhalten, tritt woanders aber ständig auf der Stelle und die Auswahl der „Hits“… nun ja, man muss womöglich Fan sein.
    Der Clou, Williams als Affen zu sehen, hielt ich als News noch für eine relativ blöde Idee. Tatsächlich aber funktionert der Affe im Film recht gut. Zum Glück hat man ein paar Euro in die Umsetzung gesetzt.
    Die notwendigen Emotionen werden so (mit reichlich künstlichen Tränen) gut transportiert. Und wenn wir dieses Gimmick als das allergrößte Ereignis in der Geschichte des Biopic nehmen und alles hierauf reduzieren, ist der Film wirklich toll.

    Aber er hat natürlich auch seine Tücken. Das Geld, das man für das CGI brauchte, musste woanders gespart werden. Das ist teils schmerzlich an den Nebendarstellern zu bemerken. Obwohl: Außer Robert soll hier niemand die Bühne bekommen. Sein Vater vielleicht noch, und natürlich Oma…
    Niemand im Film wird älter, bloß der Affe wächst und wechselt die Frisuren.
    Vielschichtig ist der Film auch nicht, hat doch Williams sicher ganz genau erklären können, warum wann was passiert war (dass er sich überhaupt erinnern konnte). Damit macht er sich nicht bei allen Menschen Freunde, aber – und das betont er über zwei Stunden lang – das sei ihm ohnehin egal.

    Gut gemacht sind einige Geschichten inmitten der vorgestellten Songs. So wird in einer Tanzszene mit Take That der Aufstieg der Kombo aufgezeigt, andernorts wird bei einem Song das Finden und Verlieren der großen Liebe eingefangen. So kommt man schnell an einigen wichtigen Stationen seines Lebens vorbei. Andererseits schauen wir ihm dann gefühlt stundenlang beim unaufhörlichen Selbstmitleid zu. Einzig den Nebenplot mit seiner Großmutter weiß man hier geschickt zu verbinden, der Rest ist einfach direkt ins Gesicht des Zuschauers geschleudert.
    Auch so fängt man das Image des Künstlers offensichtlich gut ein.
    Zum Ende gibt es nochmal ordentlich auf die Tränendrüse – der kleine Bub ist nun also zum Mann gereift…

    Zum Abschluss: Ich war/bin kein Fan von Robbie Williams. Auch scheint er ein Problem mit seiner künstlerischen Selbstwahrnehmung zu haben. Besserer Komponist als Barlow? Gehts noch? Guy Chambers, Komponist seiner Hits, kommt zwar auch vor – aber ja: es geht um den Entertainer Williams. Und das war er tatsächlich.
    Tja, und nun?
    Für Fans seiner Musik und Biographie sicher ein Hit. Überraschungen (außer dem Affen) gibt es nicht – wer hatte auch ahnen können, dass der Mann Alkohol und andere Drogen mochte?

    Ohne die vielen Musikeinlagen haben wir ein überlanges Coming-of-age, das seine guten Momente hat. Die Songs scheinen zu passen, werden teils klug in die Geschichte integriert, sind aber zu lange gespielt. (wie gesagt: Nicht-Fan)
    Mehr Spaß hatte ich dieses Jahr mit „Milli Vanilli“, aber der war auch eher in Richtung Komödie ausgelegt. Hier soll es ernst zur Sache gehen.

    „Better man“ ist ein guter Abschluss eines sehr mäßigen Kinojahres. Hoffen wir, dass 2025 die Kurve kriegt.
    Euch einen guten Rutsch, und für Herrn Wiliams:

    6/10

    #248028
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    Juror#2 [Sneak Preview]

    Die vorletzte Sneak in diesem Jahr, da wird doch eine von beiden Vorstellungen einen Knaller an Bord haben?…

    Justin wird als Geschworener zum Gericht bestellt. Das passt ihm irgendwie so gar nicht, denn seine Frau ist kurz vor der Entbindung – zudem ist es eine Hochrisikoschwangerschaft. Die Richterin wird ihn bestimmt aus guten Gründen entlassen.
    Nö, bitte setzen….Menno!
    Immerhin scheint der zu behandelnde Fall klar zu sein: Eine Frau wurde tot unterhalb einer Brücke gefunden. Ihr Freund hat sie erschlagen. Also lautet der Plan: Zuhören, für schuldig stimmen, nach Hause gehen.
    Als Justin dann aber Details über den Mordfall erfährt, überkommt ihn ein ungutes Gefühl…

    Mutmaßlich Clint Eastwoods letzter Film (bei nun 94 Jahren). Die Presse überschlägt sich pflichtbewusst: Stark gespieltes Starkino… kann man den Film aber auch ohne Fanbrille schauen?
    Ja, es gibt Aspekte, die wirklich gut anzuschauen sind.
    Vorneweg: Es gibt keine Preiswürdige Schauspielleistung, aber alle sind im guten Bereich anzusiedeln.
    Die Story kommt ein wenig zäh in Gang, man will schließlich alle möglichen Blickwinkel in Stellung bringen. Spannender (so meine Meinung) wäre der Film allein aus Justins Sicht geschrieben gewesen.

    Die Story an sich grenzt an Gaga – im Grunde ist sie aber schon Jenseits der Grenze. Aber die Darsteller machen noch das Beste aus der Situation.
    Angrenzend an die erste Gerichtsszene bekam ich kurz Schnappatmung: Da wurde doch rotzfrech bei „12 angry men“ geklaut! Reboot? Remake? Ne, zum Glück nicht ganz… aber viele Motive wurden aus dem grandiosem Original übernommen.
    Das macht den Film dann nicht schlechter – im Gegenteil: Die Szenen, wenn die Geschworenen unter sich sind, tragen den Film im positiven Sinne. Nebendran bekommen wir einige Schauplätze, die eine mögliche Ungerechtigkeit untersuchen sollen… Tatsächlich sind es aber „Da, Da guck… sag ich doch!!“ Momente, die der Zuschauer ohnehin schon wissend in sich trägt.
    Doppelt gemobbelt also. Aber auch das ist noch ok, wenn man dem Ziel entgegenfiebert.
    Das widerum wirkt sehr befriedigend, dabei still und nicht erklärend (wobei klar ist, was passiert).

    Das sind Dinge, die „Juror#2“ gut macht. Das Drehbuch an sich hat, Abseits der Nebenschauplätze, leider auch seine dramatischen Schwächen. Es sei denn, Eastwood prangert nicht bloß die Justiz, sondern den kompletten Egoismus des Menschen an.
    So kräht Justins Freundin eines Abends, wo er denn bitte gewesen sei. Na, als Geschworener darf man eben nicht dann nach Hause, wenn es gerade passend scheint. Versteht sie nicht… viel schlimmer, sie musste alleine (!!!!!) zu einer Ultraschalluntersuchung. Was ihm denn bitte einfalle!!! Heul heul, kannst auf dem Sofa schlafen, heul heul.
    Da steigen mir rasch die Nachos hoch. Ätzend!
    Aber wie gesagt: Vielleicht will er mit dieser Szene Anprangern, dann nicke ich kurz zustimmend zu.

    Die Schwächen sind somit schnell zusammengefasst: Zu viele Schauplätze, zu viele „tragende“ Charaktäre. Das nimmt die Anspannung, die im Geschworenenzimmer herrscht, schnell wieder raus. Der Zuschauer wird (zu) schnell gewiss, dass die Dinge so passiert sind, wie ein Juror glaubt, dass sie so geschehen seien.
    Einige Dialoge sind stark gesetzt, andere sind mir dann zu plakativ. Auch das Verhalten einiger Personen ist zu kritisieren.

    Zum Einem bin ich froh, dass es keine Neuauflage der „12 Geschworenen“ ist, erkenne aber einige – fast 1:1 übernommene – Szenen in diesem Film wieder. Die Spannungsschraube wird zu oft gelockert, zum Ende gar völlig losgelassen. Einzig Justins Entscheidung gegen Ende lässt aufhorchen.
    Andererseits scheint mir der Film auch weniger auf Spannung ausgelegt (anders als beim Vorbild liegt der Fokus nicht auf einem möglichen Freispruch, weil die Anklage keine schlüssigen Beweise habe), vielmehr möchte er ein Sinnbild über Schuld und Sühne zeichnen. Aber auch hier verwischt der Fokus, das Motiv bleibt blaß.

    Insgesamt ein „OK“ Film, nicht aufregend gut, aber bei weitem auch nicht schlecht.
    Das ungenierte Herüberlehnen zu einem zeitlosen Klassiker lässt aufhorchen, schwächt sich der Film dadurch in Folge aber selbst arg. Und das ist dann leider auch nicht der einzige Stock, den sich Eastwood hier selbst zwischen die Beine wirft.
    „Schade“ möchte ich hier gar nicht mal sagen. OK ist gut und viel besser hätte er nur mit starken Änderungen sein können.

    5,5/10
    Und so bleibt die Hoffnung, morgen den erhofften Brüller zu bekommen :)

    #247949
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    Heretic [Sneak Preview]

    Hugh Grant war früher ein Schauspieler, den ich immer wieder gerne gesehen habe – auch wenn seine Rollen meist sehr ähnlich aufgebaut waren. Vor ein paar Jahren begegnete er mir in der Serie „The Undoing“ als Übeltäter, und mir gefiel die Wandlung sehr.
    Ich kann nun nicht behaupten, seine komplette Filmografie zu kennen, aber in den letzten Filmen erschien er doch immer wieder als Bösewicht. Die Überraschung, ihn nun in einem Horrorfilm zu sehen, kann ich da nicht ganz nachvollziehen.

    Zwei Mormonenschwestern ziehen in einer Stadt von Haus zu Haus um Menschen zu konvertieren. So richtig will dies nicht gelingen, im Gegenteil: Auf der Straße werden die zwei von halbgaren Gören verhöhnt. Kurz vor einem aufziehendem Unwetter kommen sie zum Haus von Mr. Reed, der die beiden Damen zu sich bestellte um über die Bibel der Mormonen zu philosophieren.
    Der Abend wird dann aber nicht so verlaufen, wie es sich die drei vorgestellt haben…

    Zum Positiven: Der Cast ist eine Bombe! Hugh Grant stellt sich natürlich als der nette und zerfahrene Mann vor, dem hier und da ein verbaler Faux-pas geschieht, ihn aber mit unwiderstehlicher Ehrlichkeit zu korrigieren weiß. Und doch… irgendwas stimmt da nicht. Sein langsamer Wandel zum Herrischen ist ihm sehr gut gelungen, auch wenn Kritiker sein immerselbes Schauspiel erkannt haben wollen.
    Aber, und das ist ja kaum zu fassen: Sophie Thatcher und Chloe East als Schwester Barnes und Paxton setzen da nochmal einen drauf. Verschüchtert brav, äußerst höflich auf die Regeln eines Besuchs bei Fremden hinweisend. Dann erstes Stirnrunzeln, aufkommende Nervosität, Angst vor der Situation und dem Irrglauben. Jede Emotion ist perfekt eingefangen, jede Mimik ein Genuss.
    Unscheinbar, ohne große Fratzen, große Augen und lautes „Wuhuuu“, bis die Dinge dann doch zu eskalieren scheinen.
    Diese drei Schauspieler, die in diesem beinahe kompletten Kammerspiel perfekt miteinander agieren, tragen die Stimmung und Atmosphäre mit einer Selbstverständlichkeit, die man woanders vergeblich sucht.

    Hier zeigt sich das Studio A24 wieder von seiner exzellenten Seite. Und doch haben wir hier Dinge, die auch in anderen Produktionen zu bemängeln sind.
    Die Tiefe der Handlung entpuppt sich im letzten Viertel dann doch leider zu einer Seifenblase, die eine Zeit lang durch die Luft schwebt, ehe sie zerplatzt. Schön anzuschauen, sicher – aber wenn weg, dann weg.
    Dabei möchte ich nicht, wie mancher Youtube Filmkritiker, die langen Dialoge über Religion(en) und Illusionen kritisieren. Die sind sehr stark. Auch der Versuch, der Religion ein Bein zu stellen, kann ich verzeihen – zeigt man Ende doch, dass Religion mehr als Worte ist und nicht einfach so „enttarnt“ und „totgeredet“ werden kann. Manch prahlender Atheist, der behauptet, die Religionen würden an der Nase durch den Ring gezogen werden, täuschen sich (zum Glück) arg.

    Zwischendurch fühlte ich mich stark an Kings „Revival“ erinnert. Wird man zum Finale den selben Weg gehen?
    Leider nimmt man dann im Labyrinth der Story die falsche Abzweigung. Einen Twist zur Mitte des Film mag ich noch verzeihen, hätte er noch anders aufgelöst werden können. Einige Wendungen und Hinweise im Hintergrund der mit Dialog gefüllten Szenen lassen Großes Vermuten. Und dann blickt man doch etwas ernüchtert in die Auflösung des Ganzen.
    Zwischendurch hatte ich das Gefühl, man steuert auf ein Finale wie in „Martyrs“ hin (ohne den Splatter und körperliche Qual) – ich wäre vermutlich vor Freude aus dem Sessel gesprungen. Weil das aber niemand sehen will, spült man ein Finale ein, dass mehr „Hä?“ als „Aah!“ ist. Schade, schade…
    Mit der allerletzten Szene werde ich aber wieder milde gestimmt. So wird der Kreis wieder rund.

    Kamera, Szenenbild, Atmosphäre, Dialoge sind top. Mit zwei, drei Ausnahmen gibt es keine unnötige oder deplazierte Einstellung. Das Einzige, das etwas stört, ist der filmische Exkurs zum Ordensvater, der sich auf die Suche nach den fehlenden Schwestern macht. Mit einem kleinen Kniff hätte mir diese zusätzliche Facette besser gefallen können… nun gut, erleben wir den Unwettereinfall eben als Parallele zur im Haus stattfindenen Dramatik. Das ist ein bisschen wie Malen nach Zahlen, aber immerhin ein schönes Motiv.

    Heretic weiß, wie man Spannung aufbaut und aufrecht erhält. Mit der Wahl eines anderen Finales hätte man sich weit oben auf die ewige Bestenliste des Studios setzen können, auch wenn auf Dauer wohl kein Beitrag „The Witch“ anzugreifen weiß. Ein etwas konsequenteres Schielen auf hier zitierte Filme, und man wäre zumindest dicht dran gewesen.
    So erhält man zwar einen sehr guten, über lange Zeit richtig spannenden und sehr schön anzuschauenenden „Horror“(?)Film, der noch einen Moment nachwirkt. Das Schlussbild und die daraus entspringende Interpretationsfreude lässt die vorherige Auflösung des Films verzeihen, auch wenn diese 10 Minuten wirklich arg an der Stimmung des vorangegangenen Films vorbeizielen.

    Trotz aller Kritik lohnt sich ein Anschauen wegen der Atmosphäre, der Spannung und vor allem wegen dem Schauspiel.

    8,5/10

    #247723
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    @hal9000b

    Doch, hier: https://www.bluray-dealz.de/forum/topic/heute-habe-ich-mir-folgenden-film-angesehen-2023/page/21/#post-236259

    Ist ein wenig unter einer Antwort zu „Doggy Style“ (Würg) „versteckt“ … und zudem ewig her ;)
    In vielen Punkten sind wir in der Betrachtung von Staffel 1 ähnlich unterwegs.

    #247715
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    Here [Sneak Preview]

    Da haben wir sie also wieder zusammen: Zemeckis, Hanks und Wright – da wusste man in Hollywood also wieder einmal etwas, wonach andere möglicherweise nicht gelechzt haben. Dennoch ein Film, auf den ich neugierig war…

    Ein Ort, eine Kamera. So einfach ist der Bildaufbau beschrieben. Von den verliebten Spielchen der Dinosaurier, über verliebte Indidaner zu verliebten Gründungsvätern, Piloten, Erfindern, Kriegsveteranen und deren Kinder. Auch die Generation Covid darf sich lieb haben.
    Der Clou ist bereits beschrieben: Die Kamera steht, alles passiert in diesem einem Wohnzimmer, bzw. dem Ort, wo sich später das Wohnzimmer befinden wird. Dabei gibt es verschiedene Bildmontagen, Blicke in drei Zeiten gleichzeitig werden möglich.
    So weit, so gut. Die Story an sich ist dabei natürlich zu vernachlässigen, was Zemeckis auch sehr gerne umzusetzen weiß.
    Bei Familie Hanks bekommen wir immerhin die Möglichkeit, mit einigen Figuren zu „wachsen“. Alle anderen Episoden werden teils komisch, teils belanglos runtergespielt.

    Wer also einen Film erwartet, der wird hintenrauß möglicherweise enttäuscht werden.
    Wer in „Here“ ein Kunstwerk betrachten möchte, hat sicher mehr Spaß dabei.
    Und genau das möchte Zemeckis sicher für sein Werk in Anspruch nehmen. Bewegte Bilder, die einen Gedanken, eine Emotion projezieren wollen. Aus dieser Sicht gibt es lohnenswerte Augenblicke, bewegende Momente und einen Rausschmeißer, der sicherlich der Kerngedanke des Scripts war.
    Das ineinanderfließen einiger Szenen ist großartig anzuschauen.

    Und doch: Der Film ist oft einfach potthässlich! Die Dinos sehen grottig aus, der Kolibri… meine Güte. Die Szenen mit den Indianern (ja, ich weiß…) ist so CGI Greenscreen, dass man sofort aus dem Gefühl des „ich bin dabei“ rausgerissen wird.
    Schön anzusehen dabei die frühen Zeiten des Hauses und deren Bewohnern. Später, wenn wir Hanks und Co. begegnen, wird der Zuschauer erneut auf die Probe gestellt. Mal uralt, mal ein 18jähriger Jüngling… das sieht zwar besser aus als bei De Niro in „The Irishman“, aber diese Technik und ich werden so schnell keine Freunde.
    Selbstverständlich ist das auch bei anderen Darstellern festzustellen, einmal auch aufdringlich bei Wright. Gut, dass sie in dieser Szene in Worte zu fassen weiß, was der Zuschauer möglicherweise mit diesem tollen Trick verpasst haben mag „Die letzten Jahren haben sich angefühlt wie ein Augenblick….“…. Ja, haha, witzig ist man also auch.

    Und darin liegt ein weiteres Problem des Films. Einige Szenen wollen sehr ernst erzählt sein, in anderen sieht man ein kleines Kind vom Sofa fallend mit dem Gesicht aufschlagen und ein dicklicher Mensch stirbt, nachdem er gelacht hat. Adam Sandler hat sicher aufmerksam zugeschaut.
    Dabei hätte „Here“ diese Störgeräusche nicht nötig gehabt, Humor gab es durch einige Charakterzeichnungen der „Kernfamilie“ genug.

    Am Ende hat mich Zemeckis mit dem Gefühl gefangen, das er genüsslich auspielte. Zwei, drei Szenen waren ein Volltreffer, das Finale – so berechnend es auch ist – funktioniert.
    Dann haben wir aber mindestens drei Zeitebenen, die sich so gar nicht in den Film intergrieren wollen – ja, das Leben ist widerspenstig.
    Als Film mit Inhalt scheitert „Here“ auf voller Länge, wobei ich das Gefühl habe, das dies ohnehin zweitrangig war.
    Ruft jemand „Kunst“, würde ich sogar zustimmen.
    Ist es eine dem Auge schmeichelnde Kunst? Das findet ohnehin jeder für sich selbst heraus.

    Mich hat das Experiment sehr interessiert und auch stellenweise in den Bann gezogen.
    Viel mehr leider nicht.

    6/10

    #247710
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    From – Staffel 1 (Prime)
    9 / 10 gruselige Kinder

    Ja, Staffel 1 ist sehr stark! Bin auf Deine Gedanken zu 2+3 gespannt… Staffel 4 wurde jüngst angekündigt, was mir beim Schauen von Staffel 3 ein bisschen die Laune nimmt.

    #247458
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    Bagman [Sneak Preview]

    Ab Januar starten die Cinema Classics mit einem ansehnlichen Programm, das in meinem Kino jeweils gegen die Sneak konkurriert. Um zu testen, ob ich an diesen speziellen Tagen meine Wahl vereinfachen könnte, schaute ich vorige Woche mal in die Sneak Prognose… „Here“ war als sehr wahrscheinlich angekündigt….

    Tja, stattdessen etwas Horror. Macht ja nix (denke ich irgendwie jedesmal dabei), kann ja gut werden.
    Erinnert ihr euch an die Highlights des Jahres mit „Night Swim“ und „Imaginary“? „Bagman“ reiht sich ziemlich schamlos in diese Reihe des Einerlei ein.

    Patrick hat finanzielle Probleme. Seiner Erfindung (ein Astentfernunungsroboter) wird von Seiten der Bank wenig optimistisch bewertet und prompt wird der nötige Kredit gestrichen. Gut, dass er im Sägewerk seines Bruders arbeiten darf, blöd, dass er offensichtlich schwer depressiv durch den Tag spaziert.
    Seine Frau hingegen hat es auch nicht leicht – der gemeinsame Sohn flötet schrille Töne aus Papas selbst geschnitzter Flöte, dabei möchte sie doch mal ungestört am Handy schauen.
    Wer es hier noch nicht ahnt, der wird ob des dichten Waldes, der an den Garten der jungen Familie grenzt vermuten, dass da etwas passieren könnte. Und, obwohl Papa Patrick schon seit einigen Nächten merkwürdige Geräusche aus dem Wald hört, ist die Idee, einen Zaun…. ach, ich denke da zu praktisch.

    Der Junge wird gelockt, Mama findet ihn noch rechtzeitig, Papa wird zunehmend verrückt…. Tada, da muss der Mann mit dem dicken Sack dahinter stecken. Vor dem wurde Patrick von seinem Vater gewarnt (In Fachkreisen nennt man das aber „traumatisiert“). Ist er nun also hinter Patricks Sohn her? Muss so sein, denn es häufen sich ungewöhnliche Dinge in seinem Umfeld.

    Tja, möchte man hier von Potential im Storyaufbau sprechen? Im Horror mag man sich ja mit allerhand Gegebenheiten arrangieren, warum nicht auch mit einer abgewandelten Form des „Rattenfängers von Hameln“? Wobei man hier einen anderen Butzemann aus dem mittelalterlichen Handbuch für Superschurken wählte.
    Grob erinnert das Gerüst also an Stephen Kings „The Outsider“, wo ja auch ein ewig altes Monstrum für Furore sorgt.
    Wo King aber immerhin noch etwas Spannung in die Runde wirft, um es am Ende im üblichen Gaga-Murks zu Ende zu bringen, verzichtet „Bagman“ völlig auf Nervenkitzel, Spannung, Grusel…
    OK, mit Ausnahme der Eröffnungsszene – hier dachte ich noch „Hoppla!“. War aber dem Regisseur wohl selbst zu krass, also Kommando zurück und inhaltsfrei weitergemacht.
    Dialoge? Wiederholen sich alle Nase lang, nur dass sich ab und zu die Personen austauschen, die sich die Worte zuraunen können.
    Sinnhaftigheit sucht man ebenfalls vergeblich, auch wenn der Film mit einem Twist aufwarten möchte – der macht das vorher Gesehene aber wieder weniger nachvollziehbar.

    Schauspielerisch bewegen wir uns auf unterem erträglichen Niveau, hier und da lauert ein schön eingefangenes Bild. Die Eröffnung und das Finale hätten mit Konsequenz einen Film mit Potential bescheren können, man entschied sich aber konsequent für einen Film für die Tonne.
    Da guckt man dienstags lieber Fußball… traurig, traurig.

    2/10

    #247201
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    Caddo Lake [Sneak Preview]

    Mein Plan trägt Früchte: Seit einiger Zeit betrete ich den Kinosaal erst nach der Trailershow. So bekomme ich von den anstehenden Filmen nichts mit und bin völlig unbefangen (naja, nahezu) wenn die Sneak startet.
    In Zukunft werde ich wohl noch ein paar Minuten später reingehen – die obligatorische Verlosung von drei Freikarten für die nächste Sneak dauert inzwischen bis zu 20 Minuten… muss irgendso ein Social-Media Trend sein, oder so.
    Hat man das Happening überstanden, steigt die Hoffnung auf eine ausreichende Belohnung.

    Ein Bayou in den Südstaaten Amerikas: Auf der einen Seite einer Brücke streitet sich Ellie mit ihrer Mutter Celeste. Seit dem verschwinden ihres Manns ist Celeste nicht mehr wirklich auf die Beine gekommen. Ihren neuen Mann/Lebensgefährten betrachtet Ellie mehr als skeptisch. Immerhin konnte sie zu ihrer deutlich jüngeren Stiefschwester Anna eine gesunde Beziehung aufbauen. Eines Tages aber verschwindet Anna spurlos.
    Auf der anderen Seite der Brücke leidet Paris noch unter dem Verlust seiner Mutter, die neben ihm bei einem Autounfall starb. Zaghaft findet er einen Weg zurück in den Alltag, seine abgeflaute Beziehung zu Cee entfacht aufs Neue.
    Während Aufräumarbeiten im Bayou stößt Paris auf etwas Ungewöhnliches, dass das (vermeintliche) Krankheitsbild seiner Mutter in Frage stellt. Nun möchte er dem Rätsel auf die Spur kommen…

    Produziert wurde der Film von Shaymalan, der diesen Sommmer als Regisseur von „Trap“ nicht allein Jubelstürme erntete. Ob sein jeweiliger Film nun ein guter oder schlechter wird, bleibt bis zum Abspann ebenso ein Mysterium wie die Geschehnisse in „Caddo Lake“.
    Die Regie abzutreten war eine gute Entscheidung – das Ehepaar George/Held macht die Sache hier richtig gut.
    Inszenatorisch gibt es hier wenig zu bemängeln, auch wenn die übergroßen Bilder fehlen – eigentlich schade, bei dem gewählten Setting.
    Eine Story, die je nach Wahl großartig und spannend, oder einfach unsinnig erscheinen wird. Mir hat das King-Flair (Spoiler!! „Der Anschlag“ Spoiler Ende!!)der Handlung gut gefallen. Dabei wird man recht lange im Unklaren gehalten, wohin der Hase läuft. Nachdem man weiß, was Sache ist, wird die Handlung Schlag um Schlag nach vorne getrieben. Das ist inmitten dieser Thematik natürlich äußedrst vorteilhaft und clever ausgespielt.
    Der wabernde und wummernde Soundtrack tut sein übriges, um in die Geschehnisse einzutauchen.

    Elisa Scanien als Ellie ist aus dem Cast besonders hervorzuheben. Sie trägt den Film beinahe im Alleingang – emotionale Momente erreichen durch sie Tiefe.
    Im Zusammenspiel mit Lauren Ambrose als Celeste entstehen glaubhafte Zerwürfnisse, umfangen eines untrennbaren Bandes.
    Dylan O´Brian als Paris gefällt in den Szenen seiner Trauer. Als auch er durch weitere Erlebnisse zu Emotionen „gezwungen“ wird, erscheinen sie aber nicht so klar, wie bei Scanien.

    Überrascht war ich, als ich erfuhr, dass „Caddo Lake“ allein in Deutschland in die Kinos kommt. Andernsorts wanderte er sofort in den Stream.
    Im Grunde eine Verschwendung, betrachten wir es aber mal als Glücksfall.
    Das der Streaming-Titel in Summe nicht das Budget eines regulären Kinofilms hat, erweißt sich höchstens bei näherer Betrachtung einiger CGI-Effekte. Eine Sprengung und ein Autounfall sehen schon bei halbherzigem Schauen reichlich mau aus, aber das können Kinoproduktionen ja genauso schlecht.

    Nach Filmende hörte ich viele Besucher darüber sprechen, dass sie die Handlung nicht verstanden hätten – tatsächlich aber wird es einem im letzten Drittel beinahe gewaltsam um die Ohren gehauen. Die fehlende Action, der behutsame Aufbau der Story und der zwischenmenschlichen Beziehungen führt vielleicht dazu, dass man sich einlullen lässt.
    Wer hier etwas aufmerksamer die Umgebung betrachtet, kommt einigen Detailfragen schnell auf die Schliche und wird im letzten Drittel recht einfach der Handlung folgen können.
    Wie gesagt: Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass man die Story mögen wird.
    Immerhin führte es zu angenehmen Gesprächen beim Rausgehen – danke hierfür.

    Meinen Geschmack hat „Caddo Lake“ getroffen. Einige gute und eine überragende Darstellerin sorgen für einen wohltuenden Filmgenuss, Bilder und Ton bewegen sich im oberen Mittelfeld und gewinnen dadurch, dass sie sich stellenweise in ihrer Stimmung gegensätzlich begegnen.
    Wer nichts über den Film weiß, wird hintenraus möglicherweise hellauf begeistert sein.

    8,5/10
    (Was „Caddo Lake“ bis hierhin neben „Late Night with the Devil“ knapp hinter „Neuigkeiten aus Lappland“ mein Filmhighlight in den Sneaks ist. Weil mir „…Devil“ aber etwas besser gefällt, bekommt er noch ein „+“ obendrauf, „Caddo Lake“ ein ausgedachtes „-“ hinter die Wertung)

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