Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2024)
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26. November 2024 um 17:52 #247045
Spiders – Ihr Biss ist der Tod [Sneak]
„Der Vierer“ steht vor der Tür, Anspannung vor der Sneak… zum Glück Erleichterung mit einem Horrorfilmchen, den wir so ähnlich dieses Jahr schon einmal hatten. Gut so?
Erinnert ihr euch an „Sting“? Eine Alienspinne kracht in ein marodes Mehrparteienhaus und mordet sich durch die unterschiedlichen Zimmer. Mittendrin ein Scheidungskind, das sich beim Kampf gegen die Spinne auch ihrer persönlichen Familiensituation stellen muss.
So ähnlich könnte sich „Spiders“ auch lesen denn:Kaleb ist Reseller und lebt in einem Armenviertel einer französischen Stadt. Sein Haupteinkommen gelingt ihm mit dem Verkauf von seltenen Sportschuhen. In seinem Zimmer hortet er seltene Tierchen. Es fällt die nicht artgerechte Haltung auf und schnell fällt die Doppelmoral des Protagonisten auf. In seinem Block wird er als „großer Bruder“ wahrgenommen, der darauf achtet, dass sich alle möglichst mit Respekt begegnen. Selbst aber hat er (ganz offensichtlich) die Sch***e am Schuh und macht sich, darauf angesprochen, selbst zum Opfer.
Nach und nach lernen wir seine Schwester, Freunde und Freunde von Freunden kennen und stellen fest – ihnen geht es sehr ähnlich.
Durch Armut auch vermeintlich gesellschaftlich an den Rand gedrängt muss man irgendwie zusammenhalten, auch wenn der Ton untereinander stets roh und ruppig ist.Auf der Suche nach einem Geschenk sieht er beim Hehler seiner Wahl eine große Spinne. Die will er haben! Der Zuschauer ist durch das Intro bereits darüber informiert, dass dieses Tier höchst aggressiv und giftig ist. Als Kaleb sie zu Hause in einen undichten Schuhkarton packt, ahnt man bereits Schlimmes.
Und tatsächlich, ab hier sterben Menschen.
Nach dem ersten Opfer wird das Hochhaus unter Quarantäne gestellt, für die Bewohner gibt es somit kein Entrinnen mehr.Wir erleben in Folge das Genreübliche Spiel. Was bei „Sting“ aber immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen wirkte (hier war das Thema „Scheidung“ und „Patchwork-Familie“ dann doch präsenter), erscheint hier harmonisch mit den Figuren vernetzt.
Auch wenn unter dem dauerfluchendem Cast mit Abstrichen zwei Figuren sympathisch erscheinen, ist man in der Story gefangen und kann die aufkommende Verzweiflung nachvollziehen.
Das wird auf Dauer des Films immer wieder sehr gut vorangetrieben, die Handlungen wirken plausibel und man fragt sich im Grunde nie, warum die Figuren nun diesen oder jenen Quatsch machen (außer dem Kauf einer giftigen Spinne, natürlich).
Nicht jeder Kill wird prominent in Szene gesetzt, und auch das empfinde ich als Stärke des Films.
Bis zu einem gewissen Grad kann man die Anpassung der Spinne(n) an ihr neues Habitat akzeptieren, aber irgendwann ist dann zumindest bei mir Schluss.
Leider misslingt so das gesamte Finale, lässt den Film dann nicht nachvollziehbar ins plumpe Balla-Balla Klischee von Monsterfilmen abdriften, und fühlt sich abschließend auch noch cool dabei.
(Hier muss ich mich dann doch korrigieren: Es gibt im Film eine sehr dumme, und für mich, nicht nachvollziehbare Entscheidung, die dem Film eine arg blöde Wendung verleiht – Finale ade)„Spiders“ ist gut, weil die Figuren ernst genommen werden und mit all ihren Motivationen nachvollziehbar wirken. Es gibt keinen „Guten“, keinen „Bösen“ – und selbst das Dilemma der Spinne wird im ersten Drittel beäugt.
Die Handlungen innerhalb der Gruppe bleiben zu allermeist nachvollziehbar, ein (möglicher) Tod und die folgenden Emotionen wirken nach. Der Blick durch das Schlüsselloch in das Milieu gelingt in Paarung des heranwachsenden Horros.
Die Schauspieler machen ihre Ding mindestens gut – das gefällt.
Einige Szenenbilder sind stark gesetzt, aber…„Spiders“ ist nicht so gut, wenn die Kamera sehr experimentel wirken möchte. Eine Fahrt durch einen dunklen Korridor hätte man ohne technisse Finesse sicher stärker präsentieren können. Das ist hier und da zu viel der Kunst.
Auch der Social Media Part des Films hätte mit weniger gehobenem Zeigefinger funktionieren können – am besten, man hätte diesen Gedanken in anderer Form in die Handlung eingesponnen. So wirkt der Augenblick leider doch etwas herbeigerufen.
Sehr schlecht, in meinen Augen, die Transformation der Spinnen – wenngleich sie im ersten Drittel genannt wird.
Irgendwann ist doch sicher gut – nein, denkt hier der Regisseur, wir wollen mehr, mehr, mehr.
In Summe hat dann ein, teils fesselnder, Tierhorror ein unwürdiges Ende. Hat man vorher vor Spannung die Luft angehalten, prustet man sie mit lautem Lachen wieder raus – und das leider nicht auf die gut-komische Weise.
Hier schließt sich dann auch der gedankliche Kreis zu „Sting“, der ebenfalls mit einem „Ach, hör auf!“ Moment endete.Sehr schade, denn „Spiders“ hätte in seinem Mut zur Ernsthaftigkeit und Charaktergebung seiner Figuren aus dem Brei des Gaga-Tier-Horrors herausstechen können. Das gelingt zu gut 3/4 des Films, ehe man dann dazu neigt, in eben jenen Pool der Alberheiten einzutauchen und sich dabei gut zu fühlen.
Hier honoriere ich die starken Momente des Films mit7/10
das Finale lässt sich aber leider nicht verschweigen:
5,5/10
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